Antibiotika versus Placebo bei Otitis media beim Kind
Die Diskussion um die Frage, ob, und wenn ja bei welchen Kindern mit Otitis media zu welchem Zeitpunkt Antibiotika eingesetzt werden sollen, geht weiter. Im NEJM wurde aktuell eine Studie publiziert, welche der Therapie mit Antibiotika bei kleinen Kindern mit Otitis eine signifikant bessere Wirksamkeit gegenüber Placebo attestiert.
In der randomisierten Doppelblindstudie erhielten 319 Kinder im Alter zwischen 6 Monaten und 3 Jahren, bei welchen nach standardisierten Kriterien die Diagnose einer akuten Otitis media gestellt wurde, während 7 Tagen entweder Amoxicillin-Clavulansäure oder Placebo. Primärer Endpunkt war ein Therapieversagen (Beurteilung des Allgemeinzustand des Kindes und otoskopischer Befund).
Ein Therapieversagen trat bei 18.6% der Kinder unter Amoxicillin-Clavulansäure und bei 44.9% der Kinder unter Placebo auf (p<0.001), wobei sich der Unterschied bereits bei der Konsultation am Tag 3 zeigte. Die Verabreichung von Amoxicillin-Clavulansäure reduzierte das Risiko für ein Therapieversagen um 62% (HR 0.38, p<0.001) und das Risiko für eine Notfallbehandlung um 81% (6.8% versus 33.5%, HR 0.19, p<0.001). Die Mehrheit der Kinder in beiden Gruppen (ca. 85%) erhielten Analgetika und Antipyretika. Nebenwirkungen waren in der Antibiotikagruppe häufiger: Diarrhoe 47.8% versus 26.6% (p<0.001); Ekzem 8.7% versus 3.2% (p=0.04).
Konklusion der Autoren: Kleine Kinder mit einer akuten Otitis media profitieren von einer antibiotischen Therapie mit Amoxicillin-Clavulanat, leiden dann allerdings auch häufiger unter Nebenwirkungen. In zukünftigen Studien müsste die Frage beantwortet werden, welche Kinder am meisten von einer Antibiose profitieren, um unnötige Expositionen und damit Nebenwirkungen zu vermeiden sowie Resistenzen entgegen zu wirken.
Link zur Studie
NEJM 2011;364:116-126 - Tähtinen PA et al
14.01.2011 - dde