Akute Otitis media bei Kindern: Wait and see - erst dann Antibiotika
Bei Kindern ist eine akute Otitis media der häufigste Grund für die Verschreibung von Antibiotika. Die Autoren einer im JAMA publizierten, randomisierten Studie haben untersucht, wie sich die verzögerte Einnahme von Antibiotika auf den Krankheitsverlauf und den Antibiotikakonsum auswirkt.
283 Kinder im Alter zwischen 6 Monaten und 12 Jahren wurden in die randomisierte, kontrollierte Studie eingeschlossen. Entweder erfolgte eine initiale Verschreibung von Antibiotika (SP = Standard-Prozedere) oder die Eltern wurden angewiesen, das Rezept für Antibiotika erst dann einzulösen, wenn nach 48 Stunden klinisch keine Besserung oder eine Verschlechterung eingetreten ist (WASP = Wait and see Prozedere). Alle Teilnehmer erhielten zusätzlich Ibuprofen und analgetische Ohrentropfen für zu Hause. Nach 4, 6, 11, 14, 30 und 40 Tagen wurden die Teilnehmer respektive die Eltern der Kinder telefonisch interviewt. Primäre Endpunkte waren Einnahme von Antibiotika und klinischer Verlauf.
Der Anteil Patienten, welche das Rezept für Antibiotika schliesslich nicht eingelöst hatten, betrug in der WASP-Gruppe 62%, verglichen mit 13% in der SP-Gruppe (p<0.001). Fieber und Otalgien waren die häufigsten Gründe für das Einlösen des Rezepts in der WASP-Gruppe. Bezüglich Auftreten von Fieber, Schmerzen oder erneuten Konsultationen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Konklusion der Autoren: Die Einnahme von Antibiotika erst dann, wenn nach 48 Stunden klinisch keine Besserung oder eine Verschlechterung eingetreten ist, vermindert den Antibiotikakonsum bei Kindern mit akuter Otitis media beträchtlich. Der klinische Verlauf ist mit dieser Strategie nicht schlechter als wenn eine sofortige Antibiose empfohlen wird.
Link zur Studie
JAMA 2006;296:1235-1241 - Spiro DM et al
15.09.2006 - dde