Welcher Diabetiker braucht Aspirin zur Primärprävention?
Zur Frage nach Nutzen und Schaden von Aspirin in der Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse bei Diabetikern haben Experten der American Diabetes Association, der American Heart Association und der American College of Cardiology Foundation in einem Konsensuspapier Stellung genommen.
Gemäss aktuell verfügbaren Daten beträgt die relative Reduktion des Risikos für ein kardiovaskuläres Ereignis durch Aspirin bei Diabetikern ungefähr 10%. Dabei gilt: Je höher das Risiko, desto grösser der Nutzen. Häufigste Nebenwirkung ist die gastrointestinale Blutung. Aufgrund der Daten aus der medizinischen Fachliteratur geben die Autoren nach Abschätzung von Nutzen und Risiko folgende Empfehlungen für die Primärprävention:
- Niedrig dosiertes Aspirin (75-162 mg pro Tag) wird für erwachsene Diabetiker ohne vaskuläre Erkrankung dann empfohlen, wenn das 10-Jahresrisiko für ein kardiovaskuläres Ereignis über 10% liegt und kein erhöhtes gastrointestinales Blutungsrisiko besteht (frühere Blutung, früheres Ulkus, orale Antikoagulation oder NSAR-Konsum). In diese Gruppe mit erhöhtem Risiko fallen meist Männer ab 50 und Frauen ab 60, welche zusätzlich einen der folgenden Risikofaktoren haben: Rauchen, Hypertonie, Dyslipidämie, positive Familienanamnese oder Albuminurie.
- Aspirin wird nicht empfohlen, wenn Diabetespatienten jünger sind (Männer < 50 und Frauen < 60), keine zusätzlichen Risikofaktoren haben und damit ein relativ geringes kardiovaskuläres Risiko haben (< 5% für die folgenden 10 Jahre). Bei diesen Patienten überwiegen die potenziellen Risiken den Nutzen.
- Bei einem 10-Jahresrisiko zwischen 5 und 10% (jüngere Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren oder ältere Diabetiker) muss individuell über eine Primärprävention mit niedrig dosiertem Aspirin entschieden werden, da schlüssige Studienresultate fehlen.
Die Autoren empfehlen zur Risikoevaluation eines der folgenden Tools:
Link zur Publikation
J Am Coll Cardiol 2010;55:2878-2886 - Pignone M et al
03.08.2010 - dde