TNT-Studie: LDL-Cholesterin - Je tiefer desto besser
Eine Reduktion kardiovaskulärer und insbesondere koronarer Ereignisse durch die Senkung des LDL-Cholesterins wurde mehrfach bewiesen. Selbst wenn der LDL-Cholesterinspiegel bei 2.6 bis 3.4 mmol/L liegt treten bei einer beträchtlichen Patientenzahl nach wie vor koronare Ereignisse auf. Die primäre Hypothese der TNT-Studie war, dass ein LDL-Cholesterinspiegel von weniger als 2.6 mmol/L in einem signifikanten klinischen Benefit resultiert.
In die randomisierte, kontrollierte, multizentrische TNT-Studie wurden in Europa, USA, Kanada, Australien und Südafrika initial 15'464 Frauen und Männer zwischen 35 und 75 Jahren mit einer KHK, einem LDL-Cholesterin von 3.4 bis 6.5 mmol/L sowie einem Triglyceridspiegel von < 6.8 mmol/L eingeschlossen. Das Vorhandensein einer KHK war folgendermassen definiert: früherer Myokardinfarkt (MI), frühere oder aktuelle Angina pectoris mit objektivierbarer koronarer Atherosklerose oder frühere Revaskularisation.
In einer ersten Phase erhielten sämtliche Patienten während 8 Wochen täglich 10 mg Atorvastatin mit dem Ziel, den LDL-Cholesterinwert unter 3.4 mmol/L zu senken. Schliesslich wurden 10'001 Patienten, welche den Zielwert erreicht hatten, in zwei Gruppen randomisiert. Entweder erhielten sie täglich 10 mg Atorvastatin, mit dem Ziel, das LDL-Cholesterin unter 2.6 mmol/L zu senken, oder 80 mg Atorvastatin, mit dem Ziel, das LDL-Cholesterin unter 1.9 mmol/L zu senken.
Primärer Endpunkt war das Auftreten eines schweren kardiovaskulären Ereignisses, definiert als koronarer Tod, Myokardinfarkt, wiederbelebter Herzkreislaufstillstand oder tödlicher respektive nicht tödlicher Hirnschlag. Die Mortalität war lediglich ein sekundärer Endpunkt.
Der mittlere Follow up betrug 5 Jahre. Die Analyse basierte auf dem Intention to treat Prinzip.
Während der 8-wöchigen offenen Phase der Studie sank der LDL-Cholesterinspiegel unter 10 mg Atorvastatin von durchschnittlich 3.9 mmol/L auf 2.6 mmol/L. Der durchschnittliche LDL-Spiegel während der doppelblinden Studienphase betrug unter 10 mg Atorvastatin 2.6 mmol/L, unter 80 mg 2.0 mmol/L.
In der Gruppe mit hochdosiertem Atorvastatin traten während des 5-jährigen Follow ups 434 primäre schwere kardiovaskuläre Ereignisse auf, was einer Ereignisrate von 8.7% entspricht. Demgegenüber stehen 548 Ereignisse in der 10 mg Gruppe, entsprechend einer Rate von 10.9%. Die absolute Risikoreduktion beträgt damit 2.2%, die relative 22%. Dieser Unterschied war statistisch hoch signifikant (p=0.0002). Unter 80 mg traten 25% weniger tödliche oder nicht tödliche Schlaganfälle auf als unter 10 mg. Dies entspricht einer Hazard Ratio von 0.78. Auch diese Differenz zwischen den beiden Gruppen war statistisch hoch signifikant (p<0.001). Die Gesamtmortalität war in beiden Gruppen gleich hoch. Die Rate irgendeines koronaren oder kardiovaskulären Ereignisses und die Hospitalisationen einer erstmalig aufgetretenen Herzinsuffizienz waren in der 80 mg Gruppe signifikant tiefer. Die Therapieabbruchrate betrug unter 80 mg Atorvastatin 7.2%, unter 10 mg Atorvastatin 5.3%. Myalgien oder persistierende Erhöhungen der Kreatinkinase traten in beiden Gruppen gleich häufig auf.
Konklusion der Autoren: Die aggressive Senkung des LDL-Cholesterins durch Atorvastatin unter den Grenzwert von 2.6 mmol/L resultiert in einem signifikanten klinischen Benefit. Durch die Verabreichung von 80 mg Atorvastatin könnten gemäss den Autoren der Studie gegenüber der Verabreichung von 10 mg Atorvastatin über 5 Jahre 34 schwere kardiovaskuläre Ereignisse auf 1000 Patienten vermieden werden. Dies entspricht einer NNT von 30.
Link zur Studie
NEJM 2005;352:1425-1435 - J. LaRosa et al
07.04.2005 - dde