Stressinkontinenz: Urodynamische Funktionsdiagnostik für Operationserfolg belanglos?
In den vergangenen Jahren wurde die Sinnhaftigkeit der urodynamischen Funktionsdiagnostik vor geplanter Operation der Stressinkontinenz angezweifelt. Sie sei weder für die Operationsindikation noch für den Therapieerfolg von Bedeutung. Eine randomisierte klinische Studie sollte dies prüfen.
630 Frauen mit einer unkomplizierten Stressinkontinenz nahmen an der Studie teil. Die Hälfte der Frauen erhielt präoperativ eine urodynamische Funktionsdiagnostik, die andere Hälfte nicht. Primärer Endpunkt war der Behandlungserfolg nach 12 Monaten, der zwei Ziele forderte: Reduktion im Urogenital Distress Inventory um mindestens 70% und die Situation musste von den Frauen anhand der PGI (Patient Global Impression of Improvement)-Skala als "viel besser" oder "sehr viel besser" eingestuft werden. Die Studie sollte hinischtlich des Therapieerfolges die Nicht-Unterlegenheit der Gruppe ohne einer urodynamischen Abklärung nachweisen. Nicht-Unterlegenheit wurde vor Studienbeginn als gegeben definiert, wenn der Unterschied im primären Endpunkt nicht mehr als 11 Prozentpunkte beträgt.
Beim primären Endpunkt bestand kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen: Bei 76.9% mit urodynamischer Funktionsdiagnostik und bei 77% ohne war die Therapie erfolgreich. Auch bei den sekundären Enpunkten gab es keine Unterschiede. Dazu zählten Schwere der Inkontinenz, Lebensqualität, Patientenzufriedenheit, Rate positiver Provokationstests, Blasenentleerungsstörungen und Nebenwirkungen. In der Gruppe mit urodynamischer Abklärung wurde seltender die Diagnose einer überreaktiven Blase gestellt, dafür häufiger die Diagnose einer Störung der Entleerungsphase. Doch dieser Unterschied beeinflusste weder die Wahl des Operationsverfahrens noch den Behandlungserfolg signifikant.
Konklusion der Autoren: Frauen mit unkomplizierter Stressinkontinenz, bei denen präoperativ keine urodynamische Funktionsdiagnostik erfolgte, waren hinsichtlich des Therapieerfolges nicht unterlegen gegenüber Frauen mit urodynamischer Abklärung.
Link zur Studie
N Engl J Med 2012; Online Publikation am 2. Mai - Nager CW et al.
05.05.2012 - gem