Rückenschmerzen: Management immer weniger leitlinenkonform
Eine US-amerikanische Studie im JAMA Internal Medicine untersuchte die Trends im Management von Patienten mit Rückenschmerzen im Zeitraum von 1999 bis 2010 und inwiefern dieses von den Empfehlungen der Leitlinien abweicht bzw. übereinstimmt. Die Daten stammten aus zwei repräsentativen Surveys aus den USA.
Eingeschlossen wurden Patienten aus dem National Ambulatory Medical Care Survey und dem National Hospital Ambulatory Medical Care Survey, die unter primären oder sekundären Rücken- oder Nackenschmerzen litten. Ausgeschlossen wurden Patienten mit Warnhinweisen ("red flags") auf komplizierte Rückenschmerzen wie zusätzliches Fieber, Lähmungserscheinungen oder Krebs. Untersucht wurden die Trends im Verordnungsverhalten bezüglich früher Bildgebung, Opioid-Verschreibungen und Zuweisungen zu weiteren Ärzten, alles Indikatoren für eine nicht leitliniengerechte Vorgehensweise. Als leitlinienkonform galten der vorrangige Einsatz von NSAR oder Acetaminophen und die Zuweisung zur Physiotherapie.
Die Studie umfasst Daten von 23'918 Arztbesuchen wegen Rückenschmerzen, die etwa 440 Millionen Besuche im Beobachtungszeitraum repräsentieren. Das Durchschnittsalter der Patienten (58% Frauen) stieg von 49 auf 53 Jahre (p<0.001). Bei den Verschreibungen von NSAR oder Acetaminophen wurde ein deutlicher Rückgang von 36.9% in 1999/2000 auf 24.5% in 2009/2010 (p<0.001) beobachtet. Dagegen stiegen die Opioid-Verschreibungen von 19.3% auf 29.1% (p<0.001). Die Verordnungen einer Physiotherapie blieben mit etwa 20% konstant, hingegen stiegen die Zuweisungen an andere Ärzte deutlich von 6.8% auf 14.0% (p<0.001). Die Anordnung von Röntgenbildern der Wirbelsäule blieb im Beobachtungszeitraum stabil bei etwa 17%, hingegen wurde ein Anstieg bei CTs und MRIs von 7.2% auf 11.3% registriert (p<0.001). All diese Trends waren unabhängig von Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Dauer der Beschwerden, Versicherungsstatus, Region/Metropolitanregion oder davon, ob akute oder chronische Rückenschmerzen bestanden oder der Hausarzt oder ein anderer Arzt aufgesucht wurde.
Konklusion der Autoren: Obwohl klinische Guidelines zum Management bei Patienten mit Rückenschmerzen vorliegen, kommen zunehmend mehr nicht leitliniengerechte Vorgehensweisen zum Einsatz. Durch Verbesserungen im Management von Rückenschmerzen sind Ausgabeneinsparungen möglich, die zugleich die Versorgungsqualität verbessern.
Link zur Studie
JAMA Intern Med. 2013;173:1573-1581 - Mafi JN et al.
01.10.2013 - gem