Metaanalyse: Acetazolamid zur Prävention der Höhenkrankheit
Die Höhenkrankheit (bei Überschreiten von 2500 m) tritt häufiger auf als viele alpine Touristen ahnen. Unter Alpinisten wird daher der Carboanhydrasehemmer Acetazolamid gerne zur Prävention der Bergkrankheit eingesetzt. Eine Genfer Metaanalyse im Fachblatt "High Altitude Medicine & Biology" untersuchte dessen Effektivität und Dosis-Wirkungsbeziehung.
Die Metaanalyse basiert auf allen bis April 2011 publizierten randomisierten Studien mit Acetazolamid zur Prävention der akuten Bergkrankheit. In insgesamt 24 Studien wurde die Wirkung von Acetazolamid in den Dosierung von 250, 500 oder 750 mg pro Tag (1011 Personen) mit Placebo (854 Personen) verglichen. Die präventive Wirkung von Acetazolamid wurde als NNT (number needed to treat) berechnet.
In der Placebogruppe, die zu Fuss aufstieg (durchschnittliche Aufstiegsgeschwindigkeit 14 m/h), kam es bei 34% zur Höhenkrankheit. In der Acetazolamid-Gruppe betrug die NNT 6.5 (250mg), 5.9 (500mg) und 5.3 (750mg). Bei jene, die zuerst ein Transportmittel benützten und dann zu Fuss gingen (Aufstiegsgeschwindigkeit 133 m/h) bzw. die ausschliesslich ein Transportmittel benutzten (491 m/h) war die Inzidenz der Höhenkrankheit gleich: Placebogruppe 60%, NNT in der Acetazolamid-Gruppe 3.7 (250mg), 3.3 (500mg) und 3.0 (750mg). Bei Untersuchungen, die den Aufstieg in der hypobaren Druckkammer simmulierten (Aufstiegsgeschwindigkeit 4438 m/h), entwickelten 86% in der Placebogruppe eine Höhenkrankheit und die NNT für Acetazolamid betrug 2.6 (250mg), 2.3 (500mg) und 2.1 (750mg). Als häufigere Nebenwirkungen von Acetazolamid traten Parästhesie (alle Dosierungen) sowie Polyurie und Geschmachsstörungen (nur in den beiden höheren Dosierungen) auf.
Konklusion der Autoren: Die geringere Wirkung von Acetazolamid bei Bergsteigern, die zu Fuss aufsteigen, dürfte auf das geringere Ausgangsrisiko (langsame Aufstiegsgeschwindigkeit) zurückzuführen sein. Generell ist eine gewisse Dosis-Wirkungsbeziehung zu erkennen.
Link zur Studie
High Alt. Med. Biol 2012;13:82-92. - Kayser B et al.
17.07.2012 - gem