Frühzeitiger Einsatz von Paukenröhrchen bringt keinen Entwicklungsvorteil
Bei Kleinkindern mit chronischer Otitis media mit persistierendem Paukenhöhlenerguss werden häufig Paukenröhrchen zur Drainage eingesetzt, um Entwicklungsverzögerungen zu vermeiden. Frühere Studien haben gezeigt, dass ein frühzeitiger gegenüber einem verzögerten Einsatz der Röhrchen keinen Entwicklungsvorteil bis zum Ende des dritten Lebensjahres bringt . Die Autoren verglichen hier den Outcome beider Strategien bis zum Schulalter.
6'350 Kinder wurden ab dem 2. Lebensmonat bis zum dritten Lebensjahr regelmässig auf Mittelohrerguss untersucht. 429 Kinder entwickelten einen persistierenden Mittelohrerguss und wurden entweder zu einem prompten oder verzögerten (bis zu 9 Monate) Einsatz eines Paukenröhrchens randomisiert. Bei 395 Kindern wurde die sprachliche und kognitive Entwicklung anhand verschiedener standardisierter Tests bis zum 6. Lebensalter verfolgt.
Bei 85% der Kinder in der prompten und 41% in der verzögerten Behandlungsgruppe wurde das Paukenröhrchen eingesetzt. Bei den mittleren Test-Scores aller untersuchten Outcomes zeigte sich zwischen den beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied: Wechsler Full-Scale Intellegence Quotient (98 vs. 98), Number of Different Words Test für den Wortschatz (183 vs. 175), Percentage of Consonants Correct-Revised Test für die Artikulation (96 vs. 96), SCAN Test für die zentral auditive Verarbeitung (95 vs. 96) sowie weitere Tests für Verhaltens- und emotionale Entwicklung.
Konklusion der Autoren: Bei ansonsten gesunden Kindern mit persistierendem Mittelohrerguss zeigte der prompte Einsatz eines Paukenröhrchens innerhalb der ersten 6 Lebensjahre keinen Entwicklungsvorteil.
Link zur Studie
NEJM 2005;353:576-586 - J. L. Paradise et al
11.08.2005 - gem