Durch Metastasen verursachtes spinales Kompressionssyndrom: Operation plus Bestrahlung versus nur Bestrahlung
Die Rolle der operativen Dekompression bei akutem spinalem Kompressionssyndrom wird nach wie vor kontrovers diskutiert, da sich die alleinige Strahlentherapie der einfachen Laminektomie gemäss früheren Studien nicht als unterlegen erwies. Diese Analyse verglich die modernere, direkte operative Dekompression plus postoperative Bestrahlung mit der alleinigen Strahlentherapie.
In die nicht verblindete Multizenterstudie wurden 101 Patienten mit einem metastatisch bedingten spinalen Kompressionssyndrom randomisiert. Bei 50 Patienten erfolgte eine Operation plus postoperative Bestrahlung und bei 51 Patienten wurde nur mit Strahlentherapie behandelt. In beiden Gruppen erfolgte die Bestrahlung in zehn Sitzungen à 3 Gy. Primärer Endpunkt war die Gehfähigkeit. Sekundäre Endpunkte waren Blasenfuktion, Muskelkraft sowie -funktion, Medikamentenbedarf (Kortison, Opioide) und Überlebenszeit. Die Analyse beruhte auf dem Intention to treat Prinzip.
Bereits nach einer Zwischenanalyse wurde die Studie abgebrochen, da signifikant mehr Patienten in der Operationsgruppe die Gefähigkeit wieder erlangten und diese auch deutlich länger behielten im Vergleich zur Bestrahlungsgruppe (84% vs 57%, Odds Ratio 6.2, P=0.001 respektive im Mittel 122 Tage gefähig vs 13 Tage, P=0.003). 32 Patienten (16 in jeder Gruppe) konnten bei Studieneintritt nicht gehen. Davon waren deutlich mehr Patienten der Operationsgruppe nach der Behandlung wieder gehfähig (62% vs 19%). Kortikosteroide und Opioide wurden in der Bestrahlungsgruppe mehr eingenommen.
Konklusion der Autoren: Die direkte operative Dekompression plus postoperative Bestrahlung ist der alleinigen Strahlentherapie bei metastatisch bedingtem spinalem Kompressionssyndrom überlegen.
Lancet 2005;366:643-648 - R. A. Patchell et al
22.08.2005 - gem