Chemotherapie versus Zelltransplantation bei Hochrisikokindern mit ALL
Kinder mit einer ALL (akuten lymphoblastischen Leukämie) haben heute im allgemeinen eine recht hohe Heilungschance. Für Hochrisikopatienten sieht die Prognose nach Chemotherapie jedoch düster aus. Eine im Lancet publizierte Multizenterstudie hat untersucht, ob sich der Outcome dieser Kinder durch eine allogene hämopoietische Zelltransplantation verbessern lässt.
In sieben Ländern wurden 357 Hochrisikokinder mit einer ALL, welche sich in der ersten kompletten Remission befanden, in die prospektive Kohortenstudie eingeschlossen. Das hohe Risiko definierte sich durch mindestens eines der folgenden Kriterien:
- Nicht Erreichen einer kompletten Remission nach der ersten Viererkombinations-Induktionsphase
- Klonale Abnormitäten t 9;22 oder t 4;11
- Schlechtes Ansprechen auf Prednison aufgrund des T Immunphänotyps, weisse Zellzahl > 100 x 10hoch9/L oder beides
Je nach genetischer Chance auf einen kompatiblen Zellspender erhielten die Kinder eine intensivierte Chemotherapie oder eine allogene hämopoietische Zelltransplantation. Primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben, analysiert nach dem Intention to treat Prinzip.
280 Kinder erhielten eine Chemotherapie, 77 eine Zelltransplantation. Das krankheitsfreie Überleben nach 5 Jahren betrug nach Chemotherapie 40.6%, nach Transplantation 56.7% (Hazard Ratio 0.67; p=0.02). Die 5-Jahresüberlebnsrate betrug 50.1% respektive 56.4% (Hazard Ratio 0.73; p=0.12).
Konklusion der Autoren: ALL-Kinder mit einem sehr hohen Risiko scheinen von der allogenen hämopoietischen Zelltransplantation gegenüber der intensivierten Chemotherapie zu profitieren. Je höher das Risikoprofil, desto grösser der Benefit.
Lancet 2005;366:635-642 - A. Balduzzi et al
22.08.2005 - dde