Alkoholkater: Keine wirkungsvolle Prävention oder Behandlung möglich
F10.1 ist der ICD-10 Code für den Alkoholkater. Ob der Alkohol-Hangover durch irgend eine medikamentöse Behandlung effektiv vermeidbar oder behandelbar ist wurde von Pittler und Kollegen in der folgenden systematischen Review evaluiert.
Die elektronischen Datenbanken Medline, Embase, Amed, Cochrane Central, National Research Register (UK) und Clinical Trials.gov (USA) sowie die Ergebnisse einer Handsuche von Kongressberichten und Bibliographien wurden zur Datenerhebung herangezogen. Des weitern wurden Experten und Herstellerfirmen diverser Präparate befragt. Die Sprache, in der die Publikationen verfasst wurden, spielte dabei keine Rolle. Studienselektion, Datenextraktion und Artikelsuche erfolgten durch zwei voneinander unabhängige Reviewer, welche alle randomisierten kontrollierten Studien jeglicher medikamentösen Intervention zur Prävention oder Behandlung eines Alkohol-Hangovers evaluierten. Beurteilt wurde auch, ob die Studien placebo- oder aktiv kontrolliert waren. Der Jadad Score diente zur Beurteilung der methodologischen Studienqualität.
Von 15 relevanten Untersuchungen erfüllten 8 Studien alle Einschlusskriterien. Zu den 8 verschiedenen Präparaten zählten Propranolol, Tropisetron, Tolfenaminsäure, Fruktose oder Glukose und Nahrungsergänzungsmittel wie Borago officinalis (Borretsch), Cynara scolymus (Artischocke), Opuntia ficus-indica (Stachelbirne) und ein Hefepräparat. Alle Studien wurden doppelt verblindet durchgeführt. Über signifikante Unterschiede bei den Gesamtsymptom- und Einzelsymptom-Scores innerhalb der Gruppen wurde nur bei Tolofenaminsäure, Linolensäure vom Borretsch und dem Hefepräparat berichtet. Diese Studien waren jedoch klein und die Symptomen-Scores waren nicht validiert.
Konklusion der Autoren: Es gibt keine harten Evidenzen für eine wirkungsvolle Intervention, sei es medikamentös oder komplementär, zur Prävention oder Behandlung eines Alkoholkaters. Die beste Methode, einen Alkohol-Hangover zu verhindern, ist Abstinenz oder Mässigung im Trinken.
Link zur Studie
BMJ 2005;331:1515-1518 - MH Pittler et al
23.12.2005 - gem