ADHS-Medikation und kardiovaskuläres Risiko
Die bei ADHS eingesetzten Stimulanzien können bekannterweise den Blutdruck und die Herzfrequenz steigern. Zudem gab es Berichte über Spätkomplikationen der Therapie bis hin zu plötzlichen Todesfällen. Dies führte in den letzten Jahren zunehmend zur Sorge um die kardiovaskuläre Sicherheit der Therapie. Eine grosse Kohortenstudie gibt nun Entwarnung.
Für die retrospektive Kohortenstudie wurden die Daten von 1'200'438 Kindern und jungen Erwachsenen im Alter von zwei bis 24 Jahren ausgewertet. Insgesamt umfasst die Analyse 2'579'104 Personenjahre, davon 373'667 unter ADHS-Medikation. Verglichen wurden die Inzidenzraten für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (plötzlicher Herztod, Myokardinfarkt, Hirnschlag) von Kindern und jungen Erwachsenen mit und ohne ADHS-Medikation.
Insgesamt wurden 81 schwere kardiovaskuläre Ereignisse registriert (33 plötzliche Herztode, 9 Herzinfarkte und 39 Hinrschläge). Daraus errechnete sich eine Häufigkeit von 3.1 Ereignisse auf 100'000 Personenjahre. Das kardiovaskuläre Risiko lag damit um ein Viertel niedriger als bei gleichaltrigen Teilnehmern, die keine ADHS-Medikamente eingenommen hatten (Hazard Ratio 0.75); das Konfidenzintervall lag allerdings bei 0.31 bis 1.85. Auch verschiedene Subgruppenanalysen ergaben keine eindeutigen Hinweise auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko unter der Medikation.
Konklusion der Autoren: In dieser grossen Kohortenstudie war die Rate kardiovaskulärer Ereignisse bei Kindern und jungen Erwachsenen unter ADHS-Medikation nicht höher als bei unbehandelten Gleichaltrigen. Aufgrund der grossen Teilnehmerzahl und der geringen Zahl an Ereignissen lässt sich statistisch jedoch nicht ausschliessen, dass die Ereignisrate unter ADHS-Medikation möglicherweise doch etwas steigt (bis zum doppelten Risiko beim oberen Limit des Konfidenzintervalls). Aber selbst dann, wäre das absolute Risiko der Patienten sehr gering.
Link zur Studie
N Engl J Med 2011; online Publikation am 1. November - Cooper WO et al.
03.11.2011 - gem