Telefonbetreuung senkt die Hospitalisationsrate bei Herzinsuffizienz
Präsentation der DIAL-Studie am American Heart Association Kongress 2002 in Chicago.
Titel
DIAL: Randomized Trial of Telephonic Intervention in Chronic Heart Failure.
Quelle
Presented at the 75th Scientific Sessions of the American Heart Association by Daniel R. Nul, Buenos Aires. |
Fragestellung
Können durch intensive telefonische Betreuung von Herzinsuffizienzpatienten die Mortalität und die Zahl der Spitaleinweisungen gesenkt werden?
Hintergrund
Obwohl für die Behandlung der Herzinsuffizienz hochwertige Medikamente zur Verfügung stehen, ist im Alltag die Anzahl Patienten, die ins Spital eingewiesen werden müssen, immer noch sehr hoch. Eine Ursache könnte die unregelmässige Medikamenteneinnahme und die ungenügenden Dosierungen der verschriebenen Medikamente sein. Die Frage stellt sich, ob durch eine intensive telefonische Betreuung von Herzinsuffizienzpatienten, die Gesamtmortalität und die Rate der Spitaleinweisungen gesenkt und damit der Behandlungserfolg erhöht werden kann.
Methoden
Studiendesign
Randomisierte, prospektive Vergleichsstudie zwischen intensiver telefonischer Zusatzbetreuung und Standardbetreuung bei Herzinsuffizienzpatienten.
Einschlusskriterien
Alter über 18 Jahre alt, Herzinsuffizienz für mehr als 3 Monate, klinisch stabil für mehr als 2 Monate.
Ausschlusskriterien
Kein Telefonkontakt möglich, akutes Koronarsyndrom in den letzten 3 Monate vor Studienbeginn, Lebenserwartung unter einem Jahr, angeborene Kardiomyopathie.
Intervention
Interventionsgruppe (Telefonbetreuung)
Intensive telefonische Betreuung durch eine speziell trainierte Krankenschwester. Die Telefonate dienten der Schulung, Beratung und der Überwachung von Symptomverbesserung, Therapiebefolgung, Gewichtskontrolle, Körperaktivität, Ödemverlauf, Diäteinhaltung und Dosisanpassungen, wenn nötig. Patienten mit einem Schweregrad der Herzinsuffizienz NYHA IV wurden in der Regel alle 7 Tage angerufen, Patienten mit NYH I und II alle 30 Tage. Bei Bedarf oder wenn nötig wurden die Patienten auch öfters kontaktiert.
Kontrollgruppe (Standardbetreuung)
Die Kontrollgruppe erhielt die gleiche medizinische Betreuung wie die Interventionsgruppe, die Krankenschwester rief jedoch nur alle 3 Monate kurz an.
Primäre Endpunkte
Mortalität (alle Ursachen) und/oder Anzahl Spitaleinweisungen wegen Herzinsuffizienz.
Sekundäre Endpunkte
- Mortalität (alle Ursachen)
- Spitaleinweisung wegen Herzinsuffizienz
- Spitaleinweisung alle Ursachen
- Kardiovaskuläre Mortalität
- Lebensqualität
Beobachtungsdauer
Die durchschnittliche Beobachtungsdauer betrug 457 Tage.
Resultate
Patienten und Basisdaten
Randomisiert wurden 1’518 Patienten, 760 im Telefoninterventionsprogramm, 758 in der Standardbehandlungsgruppe. Die demographischen Eckdaten und die klinischen Ausgangswerte waren in beiden Gruppen vergleichbar.
Gruppenvergleich der Endpunkte
Siehe Tabelle 1
Diskussion durch die Autoren
Die Resultate der Studie zeigen, dass ein Telefoninterventionsprogramm zusätzlich zu der Standardbehandlung die Hospitalisationsrate bei Patienten mit Herzinsuffizienz signifikant verringert. Die Reduktion des kombinierten Endpunktes Spitaleinweisung/Mortalität ist denn auch praktisch ausschliesslich auf die niedere Hospitalisationsrate zurück zu führen, auf die Gesamtmortalität hatte die Telefonbetreuung keinen Einfluss.
Zusammenfassender Kommentar
Die DIAL-Studie zeigt eindrücklich wie eine zusätzliche telefonische Betreuung von Patienten mit Herzinsuffizienz die Spitaleinweisungsrate senkt. Die von den Autoren berechnete, recht vorteilhafte «Number needed to treat» von 18 Patienten für den Endpunkt Spitaleinweisung muss aber mit Vorsicht interpretiert werden, da das 95% Vertrauensintervall von 10 bis 68 reicht und entsprechend eine recht grosse Streuung aufweist. Für den kombinierten Endpunkt (Mortalität und/oder Spitaleinweisung) ist das Vertrauensintervall für die NNT von 21 mit 10 bis 768 noch viel breiter.
Aus der Kosten-Nutzen Perspektive wäre interessant zu wissen, ob der Zusatzaufwand der Telefonbetreuung durch die verminderte Hospitalisationsrate ausgeglichen wird oder sogar zu einer Kosteneinsparung führt. Im Kongressbeitrag wurde darüber leider keine Aussage gemacht. Weiter wäre interessant zu untersuchen, ob die Verbesserungen zustande kommen, weil die Patienten die Medikamente ordnungsgemässer einnehmen, oder ob durch die Telefonbetreuung eine drohende Dekompensation der Herzinsuffizienz früher erkannt und damit früher behandelt werden kann.
Besprechung von Dr. phil. nat. Klazien Matter-Walstra und Dr. med. Fritz Grossenbacher,
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AHA 2002
18.02.2004 - dde