Probiotika zur Behandlung der infektiösen Diarrhoe
Die Arbeit beschreibt den Stellenwert der Probiotika bei infektiöser Diarrhoe.
Titel
Probiotics and the treatment of infectious diarrhea.
Autoren
Teitelbaum JE.
Quelle
Pediatr Infect Dis J. 2005 Mar;24(3):267-8.
Kein Abstract. Reviewartikel vom Typ Fortbildungsartikel. |
Fragestellung?
Reviewarbeit: Welche therapeutische Wirkung haben Probiotika bei infektiöser Diarrhoe?
Hintergrund
Als Probiotika werden lebende Mikroorganismen bezeichnet, welche als Kapseln oder Nahrungsmittelzusätze eingenommen werden und den Wirtsorganismus durch eine Verschiebung des mikrobiellen Gleichgewichts günstig beeinflussen. Probiotika mit dokumentierter Wirkung enthalten meistens Milchsäurebakterien (Lactobacillus GG), apathogene Kolibakterien (E. coli Nisslé) oder Hefe (Saccharomyces boulardii). Bei regelmässiger Einnahme sollen sich die Probiotika in der Darmflora anlagern und deren Eigenschaften verbessern. Voraussetzung für probiotische Wirkung von Lebensmitteln ist nämlich, dass die Bakterien den Dickdarm lebend erreichen. Dieser Vorgang ist für einige Bakterien bewiesen, allerdings scheinen sich diese Keime nicht dauerhaft in das sehr stabile Ökosystem des Darms einzufügen. Das Konzept der Probiotikatherapie hat eine lange Tradition. Die nachgewiesenen gesundheitlichen Wirkungen von Probiotika blieben bisher aber weit hinter den vorhergesagten Wirkungen zurück und verlässliche klinische Studien sind erst in den letzten Jahren durchgeführt worden. Die vorliegende Reviewarbeit fasst die vorhandene, vorwiegend pädiatrische Literatur zusammen.
Methoden
Design
Review der Literatur.
Resultate und Diskussion
Akut infektiöse Diarrhoe
Die Therapieoptionen der akut infektiösen Diarrhoe umfassen den Ausgleich von Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten sowie zusätzliche symptomatische Massnahmen. Darunter gehören die Probiotika. Die frühzeitige Verabreichung von Probiotika (besprochen werden vorwiegend Resultate mit Lactobacillus GG, Lactobacillus casei und Saccharomyces boulardii) können helfen, die Krankheitsdauer zu verkürzen. Eine akut infektiöse Diarrhoe ist jedoch in der Regel selbstlimitierend und von kurzer Dauer (weniger als 4-5 Tage), deshalb bedeutet die signifikante Verkürzung der Krankheitsdauer um 1 Tag keine dramatische Verbesserung. Eine Metaanalyse hat ergeben, dass die Krankheitsdauer von hospitalisierten Kindern mit akuter infektiöser Diarrhoe im Durchschnitt um 0.7 Tage verkürzt werden kann. In einer andern Arbeit betrug die Krankheitsdauer bei einer Rotavirusinfektion bei Kindern durch Gabe von Lactobacillus GG 1.8 Tage im Vergleich zur Kontrollgruppe von 2.8 Tagen.
Antibiotika-assoziierten Diarrhoe
Bei der Antibiotika-assoziierten Diarrhoe wurden ähnliche Resultate erzielt: Die Gabe von Lactobacillus GG verminderte die Anzahl Tage mit Durchfall als Nebenwirkung von 8 auf 2 Tagen in einer Arbeit; in einer andern wurde die Inzidenz von Antibiotika verursachtem Durchfall von 26% auf 8% reduziert. Die positiven Effekte von Probiotika sind für die Antibiotika-assoziierten Diarrhoe nachgewiesen für folgende Probiotika: Lactobacillus GG, Lactobacillus acidophilus, Lactobacillus bulgari und Saccharomyces boulardii. Vor allem bei der Clostridium difficile verursachten Diarrhoe hat Saccharomyces boulardii einen dokumentierten Wirkungsmechanismus: C. difficile produziert die Toxine A und B (beides Zytokine); Saccharomyces boulardii hemmt nun diese beiden Toxine durch Freisetzung einer Protease, welche die beiden Toxine inaktiviert.
Reisediarrhoe
Die Resultate zur Prävention von Reisediarrhoe sind weniger eindeutig. Die Resultate suggerieren, dass höchstens ein marginaler Vorteil besteht. Eine entsprechende Prophylaxe kann deshalb zur Zeit nicht empfohlen werden.
Zusammenfassender Kommentar
Verschiedene Probiotika haben eine nachgewiesene Wirkung, sowohl in der Behandlung der akut-infektiösen Diarrhoe als auch zur Prävention und Behandlung von Antibiotka-assoziierter Diarrhoe. Wichtig ist die Auswahl des Präparates, da nur bestimmte Bakterien- beziehungsweise Hefestämme die positiven Wirkungen ausüben.
Besprechung von Prof. Dr. med. Christoph Beglinger, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsspital Basel.
Pediatr Infect Dis J. 2005;3:267-268 - JE Teitelbaum
01.12.2005 - undefined