Donepezil und Rivastigmin im Vergleich
Eine randomisierte Studie bei Patienten mit milder bis moderater Alzheimererkrankung.
Titel
A multinational, randomised, 12-week, comparative study of donepezil and rivastigmine in patients with mild to moderate Alzheimer's disease.
Autoren
Wilkinson DG, Passmore AP, Bullock R, Hopker SW, Smith R, Potocnik FC, Maud CM, Engelbrecht I, Hock C, Ieni JR, Bahra RS.
Quelle
Int J Clin Pract. 2002 Jul-Aug;56(6):441-6
Abstract |
Fragestellung
Die vorliegende Studie verglich Verträglichkeit, Complicance und Wirksamkeit von Donepezil und Rivastigmin in den empfohlenen Dosierungen bei Patienten mit milder bis moderater Alzheimererkrankung.
Hintergrund
Das Defizit an cholinergen Neurotransmittern bei Alzheimerpatienten ist eine bekannte Tatsache und seit längerer Zeit das Ziel von pharmakologischen Therapieansätzen. Verschiedene Studien haben eine dosisabhängige Wirkung der Cholinesterase-Inhibitoren Donepezil und Rivastigmin gezeigt. Beide Medikamente verbesserten in diesen Studien die kognitiven und globalen Funktionen von Alzheimerpatienten und wurden gut toleriert. Die vorliegende Studie ist nun die Erste, welche die beiden Substanzen im gleichen klinischen Setting miteinander vergleicht.
Methoden
Studiendesign
Open-label, randomisierte, kontrollierte Multizenterstudie. Patienten wurden stratifiziert nach Zentrum und Schweregrad der Erkrankung. Verblindete Bewertung der kognitiven Funktionen. Die Studie wurde gesponsert von Eisai Inc. und Pfizer Inc.
Setting
Die Studienteilnehmer wurden aus 19 Zentren in UK, Südafrika und der Schweiz rekrutiert.
Einschlusskriterien
- Patienten > 50 Jahre alt mit milder bis moderater, möglicher oder wahrscheinlicher Alzheimererkrankung, vereinbar mit DSM IV und NINCDS-ADRDA Kriterien
- Eine Mini Mental State Examination Punktzahl zwischen 10-26
- CT oder MRI vereinbar mit Alzheimerdiagnose
Als zusätzliches Einschlusskriterium wurde für jeden Patienten eine Betreuungsperson verlangt, welche die Medikamenteneinname und Visiten überwachte und Auskunft über den Zustand des Patienten gewährleistete.
Ausschlusskriterien
- Frühere Behandlung mit Donepezil oder Rivastigmin
- Einnahme von anderen Medikamenten mit anticholinerger Wirkung
Intervention
- Donepezilgruppe: Donepezil 5 mg 1 x täglich während 28 Tagen, danach 10 mg 1 x täglich
- Rivastigmingruppe: Rivastigmin 1.5 mg 2 x täglich für 14 Tage, danach wurde die Dosis je nach Verträglichkeit 14-täglich verdoppelt bis maximal 6 mg 2 x täglich.
Patienten, welche die minimal effektive Dosis (Donepezil 5 mg/Tag oder Rivastigmin 6 mg/Tag) nicht tolerierten, mussten die Studie abbrechen.
Endpunkte
- Verträglichkeitsparameter
- Einhaltung des Einnahmeregimes
- Körperfunktionen, Nebenwirkungen
- Zusatzmedikation
- Kognitive Funktionen
- ADAS-cog Score
- MMSE Score
- Allgemeine Zufriedenheit beim Arzt und Betreuungsperson: Likert-Skala Score
Beobachtungsdauer
12 Wochen.
Resultate
Basisdaten
112 Patienten wurden randomisiert, 57 in die Donepezilgruppe und 55 in die Rivastigmingruppe. Davon konnten 111 analysiert werden (1 Patient in der Donepezilgruppe hatte das Medikament nie genommen).
Patienten
Durch die stratifizierte Randomisierung gab es keine signifikanten Unterschiede bezüglich den klinischen Basiswerten in den beiden untersuchten Gruppen.
Gruppenvergleich der Endpunkte
Siehe Tabelle 1
Diskussion durch die Autoren
Die Autoren der Studie kamen zum Schluss, dass bei Patienten mit milder bis moderater Alzheimererkrankung Donepezil besser toleriert wurde als Rivastigmin. Nicht nur konnte die maximal empfohlene Dosis über längere Zeit und bei mehr Patienten eingehalten werden, sondern auch die Dosierungseinstellung war einfach zu handhaben. Sowohl die behandelnden Ärzte als auch die Betreuer waren insgesamt zufriedener mit Donepezil. Zudem gab es weniger Nebenwirkungen in der Donepezilgruppe, die zu einem Behandlungsabbruch führten.
Hinsichtlich der Wirksamkeit auf die kognitiven Funktionen und den Mini Mental State waren die beiden Medikamente ebenbürtig.
Zusammenfassender Kommentar
In der vorliegenden Studie, welche auf Grund des realistischen Settings den Praxisalltag gut wiederspiegelt, wird Donepezil von Alzheimerpatienten besser vertragen als Rivastigmin und ist in der Anwendung einfacher zu handhaben. Die Autoren geben an, dass auf Grund der stark unterschiedlichen Abbruchrate, die Resultate der Intention-to-treat Analyse nicht rapportiert werden. Dies kann aus Sicht der Reviewer nicht ganz nachvollzogen werden. Die Resultate bleiben somit mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. Dies betrifft insbesondere die Wirksamkeitsanalyse, für welche dadurch nach 4 und 12 Wochen von ± 18% (Donepezil) und
± 31% (Rivastigmin) der Patienten keine Daten vorliegen.
Besprechung von Dr. phil. nat. Klazien Matter-Walstra, Dr. med. Fritz Grossenbacher, Mediscope Knowledge Center
Int J Clin Pract. 2002 Jul-Aug;56(6):441-6 - D. G. Wilkinson et al
17.02.2004 - dde