Diät, Salz und Blutdruck
Wirkung der Ernährung und Natriumaufnahme auf den Blutdruck. Eine Subgruppenanalyse
der DASH-Natrium-Studie.
Titel
Effects of diet and sodium intake on blood pressure: Subgroup analysis of the DASH-Sodium trial.
Autoren
Vollmer W M; Sacks F M; Ard J; Appel L J; Bray G A; Simons-Morton D G; Conlin P R; Svetkey L P; Erlinger T P; Moore T J; Karanja N; DASH-Sodium Trial Collaborative Research Group.
Quelle
Ann Intern Med. 2001;135:1019-1028
Abstract |
Fragestellung
Wie wirksam sind eine reduzierte Natriumaufnahme und gleichzeitige ernährungsbedingte Ansätze (die DASH-Ernährung ) zur Senkung des arteriellen Blutdruckes?
Hintergrund
Epidemiologische Daten zeigen den bekannten, direkten Zusammenhang zwischen nutritiver Natriumaufnahme und arteriellem Blutdruckanstieg. Einige Experten sind diesbezüglich geteilter Meinung und sprechen sich gegen allgemein gültige Empfehlungen zur Natriumreduktion in der Ernährung aus. In verschiedenen Studien wurde eine grössere Salz-Sensitivität (also grössere Blutdruckzunahme auf Natriumzufuhr) bei älteren Leuten und Afroamerikanern gezeigt.
Auch andere Ernährungsfaktoren können den Blutdruck direkt beeinflussen. Im DASH-Trial (Dietary Approaches to Stop Hypertension = Ernährungsbedingte Ansätze den art. Blutdruck zu stoppen) wurden verschiedene Ernährungsformen verglichen. Die DASH-Diät mit reduzierten totalen und gesättigten Fetten, reich an Früchten, Gemüse und Magermilchprodukten erniedrigte den Blutdruck verglichen mit einer typischen U.S. amerikanischen Diät. Diese Effekte zeigten sich in allen Subgruppen, insbesondere bei Afroamerikanern, Hypertonikern und alkoholabstinenten Personen. Die DASH-Diät und eine gleichzeitig reduzierte Natriumaufnahme zeigten schliesslich eine hochsignifikante Blutdruckreduktion im allgemeinen und in Subgruppen (Ethnische Herkunft, Geschlecht, Hypertonie). Weitere Subgruppenanalysen dieses DASH-Natrium-Trials wurden in dieser Studie vorgestellt: Alter, Übergewicht, Taillenumfang, Alkoholgenuss und Natriumaufnahme.
Methoden
Studiendesign
Randomisierte, Multicenter-Ernährungsstudie. Die Randomisierungsmethode ist nicht beschrieben.
Setting
412 Studienteilnehmer. Die Kontrolldiät entsprach einer typischen amerikanischen Ernährung. DASH-Diät: viele Früchte, Gemüse, Magermilchprodukte, Vollkornprodukte, Geflügel, Fisch, Nüsse, reduzierter Anteil an Fetten, rotem Fleisch, Süssigkeiten und zuckerhaltigen Getränken. Der Gehalt der täglichen Natriumaufnahme für jeweils 30 Tage betrug 50, 100 und 150 mmol/d, entsprechend einer niedrigen, mittleren und höheren Salzzufuhr.
Einschlusskriterien
- Alter über 22 Jahre
- Blutdruck von systolisch 120-159 mm Hg und diastolisch 80-95 mm Hg
- Bereitschaft während dieser drei Interventionsperioden nur im Rahmen der Studie zugelassene Nahrungsmittel zu konsumieren
Ausschlusskriterien
- Herzerkrankung (nicht näher spezifiziert)
- Niereninsuffizienz
- Schlecht kontrollierte Hyperlipidämie
- Diabetes Mellitus, insulinpflichtiger Diabetes Mellitus
- spezielle Ernährungsbedürfnisse (nicht näher spezifiziert)
- Genuss von mehr als 14 alkoholischen Drinks/Woche
- Einsatz von Antihypertensiva oder anderen Medikamenten, welche den Blutdruck oder den Ernährungsstoffwechsel beeinflussen
Intervention
Run-In Phase von 2 Wochen, in denen die Kontroll-Diät und der höhere Gehalt an Natrium konsumiert wurden. Im Anschluss daran Randomisierung in eine der beiden Ernährungsgruppen: DASH-Gruppe und Kontroll-Diät-Gruppe.
Unter Beibehaltung der nun zugeteilten Ernährung wurde in randomisierter Reihenfolge während 30 Tagen der tägliche Natriumgehalt vorgegeben und nach diesem Zeitraum dann variiert: Also, 30 Tage 50 mmol/d, 30 Tage 100 mmol/d und 30 Tage 150 mmol/d.
Primäre Endpunkte
Mittlere Blutdrucksenkung systolisch und diastolisch: Blutdruckmessung durch geübtes Personal. Insgesamt fünfmal vor Studienbeginn (Mittelwert als Baseline-Blutdruck) und fünfmal am Ende der 30-tägigen Interventions-Ernährungsperiode (Mittelwert als Blutdruck nach Intervention).
Sekundäre Endpunkte
Keine.
Beobachtungsdauer
Nach der Run-In Phase von 2 Wochen, 3x30 Tage.
Resultate
Basisdaten und wichtige Abweichungen in den Subgruppen
Siehe Tabelle 1
Im übrigen waren die Beobachtungsgruppen aber vergleichbar und wiesen keine signifikanten Unterschiede in bezug auf die Ausgangswerte auf.
Patienten
390 der 412 Teilnehmenden (also 95%) beendeten die 12-wöchige Intervention. Es werden keine Angaben über die Charakteristika, Gründe und Zeitpunkt des Ausscheidens dieser 22 Personen gegeben.
Gruppenvergleich der Endpunkte
- Der blutdrucksenkende Effekt der DASH-Diät zeigte sich in allen Subgruppen in etwa gleichem Ausmass. Dies war gültig sowohl für systolische wie auch für diastolische Werte
- Die blutdrucksenkende Wirkung der reduzierten Natriumzufuhr war besonders ausgeprägt für Hypertoniker, Afroamerikaner, Frauen und Personen über 45 Jahren
Blutdrucksenkung systolisch in mmHg (95% CI = Konfidenzintervall)
Siehe Tabelle 2 für einige relevante Beispiele
Blutdrucksenkung diastolisch in mmHg (95% CI = Konfidenzintervall)
Siehe Tabelle 3 für einige relevante Beispiele
Diskussion durch die Autoren
Die Autoren der Studie kommen zum Schluss, dass eine reduzierte Natriumzufuhr kombiniert mit der DASH-Diät den Blutdruck in diversen Subgruppen wirksam senken kann, unter anderem bei normotensiven älteren Personen. Da des weiteren ein Anstieg des arteriellen Blutdruckes die kardiovaskuläre Morbidität sowohl bei hypertensiven aber auch normotensiven Werten eindeutig erhöht, sollte die DASH-Diät zusammen mit der reduzierten Natriumaufnahme zur Prävention und der Behandlung der arteriellen Hypertonie allgemein empfohlen werden.
Zusammenfassender Kommentar
Eine Einschränkung der Salzzufuhr kann den Blutdruck wirkungsvoll senken. Eine Anpassung der Ernährungsgewohnheit mit einer fettarmen Diät reich an Gemüse und Früchten hat ebenfalls einen blutdrucksenkenden Effekt. Eine Kombination dieser beiden nutritiven, durch den Patienten selber kontrollierbaren Faktoren kann den systolischen Blutdruck synergistisch, wirkungsvoll um 7-12 mm Hg senken. Diese Studie zeigt nochmals eindrücklich die Wichtigkeit der beiden, an sich bekannten, wahrscheinlich aber allzu oft in den Hintergrund gedrängten Massnahmen zu einer wirkungsvollen Prävention und Therapie von kardiovaskulären Erkrankungen. Diese Massnahmen dürften die Antihypertensiva nicht ersetzen, aber sollten bereits vor und spätestens bei Beginn einer medikamentösen Therapie ergänzend eingesetzt und dem Patienten in Erinnerung gerufen werden.
Bemerkungen zu Studien-Design und Beschreibung
Einerseits sehr detaillierte und hilfreiche Auflistung und Beschreibung der Charakteristika der Probanden und auch der Resultate. Das Versuchprotokoll ist hingegen eher lückenhaft beschrieben (Randomisierungsmethode nicht erwähnt, unklarer Ausfall von 22 Probanden). Insgesamt aber ein interessantes und einleuchtendes Studiendesign.
Besprechung von Dr. med. et MME G.E. Clénin, Leitender Arzt für Sportmedizin und Leistungsdiagnostik, Sportwissenschaftliches Institut, 2532 Magglingen.
Ann Intern Med. 2001;135:1019-1028 - W. M. Vollmer et al
11.02.2004 - dde