Benützung von Betablockern und Frakturrisiko
Eine Fallkontrollstudie.
Titel
Use of beta-blockers and risk of fractures.
Autoren
Schlienger RG, Kraenzlin ME, Jick SS, Meier CR
Quelle
JAMA. 2004 Sep 15;292(11):1326-32
Abstract |
Fragestellung
Können die Beta-Blocker alleine oder kombiniert mit Thiaziden das Frakturenrisiko reduzieren?
Hintergrund
Tierversuche konnten beweisen, dass der Beta-Blocker Propanolol den Knochenaufbau erhöht. Beim Menschen jedoch fehlen noch Daten, ob diese Substanz alleine oder kombiniert mit Thiaziden eine eventuelle Frakturreduktion bewirkt.
Methoden
Studiendesign
Klinische, fallkontrollierte Studie.
Setting
Benützung der UK General Practice Research Database (GPRD), um 30- bis 79-jährige Patienten, die zwischen 1993-1999 eine Fraktur erlitten , zu identifizieren und einzuschliessen.
Einschlusskriterien
Alle Patienten, Frauen und Männer zwischen 30-79 Jahre alt, aus der GPRD identifiziert, die mindestens eine Fraktur erlitten haben, mit traumatischer oder nicht traumatischer Ursache, zwischen Januar 1993 und Dezember 1999.
Kontrollgruppe: Patienten aus der gleichen Altersgruppe und beiden Geschlechtern, die jedoch während der gleichen Periode keine Fraktur erlitten haben. Die Autoren haben absichtlich 4 Kontrollpatienten für 1 Frakturpatienten aus der Datenbank eingeschlossen.
Ausschlusskriterien
Andere Knochenkrankheiten, Neoplasien, Alkoholismus, Therapie mit Bisphosphonaten.
Intervention
Keine.
Primärer Endpunkt
Das Frakturrisiko (Odds Ratios) wurde mit 95% Vertrauensintervall bestimmt und aufgrund verschiedener Konfounders, wie Alter, Geschlecht, usw. korrigiert. Man hat Patienten verglichen, die Beta-Blocker alleine, Thiazide alleine, oder Beta-Blocker und Thiazide zusammen einnahmen, um zu messen, ob diese Patienten weniger Frakturen erlitten als diejenigen, die keines dieser Medikamente einnahmen.
Sekundärer Endpunkt
Keine.
Resultate
Basisdaten
Ein Total von 30’601 Patienten mit Fraktur und 120’819 Kontrollpatienten, vergleichbar im Alter und Geschlecht, waren in der Studie eingeschlossen. Die häufigsten Frakturen fand man am Arm, an der Hand (42%) und am Fuss (15.1%). Der Vergleich zwischen beiden Gruppen war diesbezüglich nicht verschieden.
Gruppenvergleich
Patienten, die unter Beta-Blocker während einer Behandlungsperiode von mindestens 3 bis 19 Rezepten waren, haben signifikant weniger Frakturen erlitten als Patienten die keine Beta-Blocker benützt haben. Diese Resultate konnten auch mit Patienten unter Thiazide alleine oder mit der Kombinationstherapie (Thiazide + Beta-Blocker) festgestellt werden, sie waren aber von der Signifikanz her schwächer.
Diskussion durch die Autoren
Es scheint, dass die regelmässige Einnahme von Medikamenten wie Beta-Blockern alleine oder in Kombination mit Thiazid-Diuretika das Frakturenrisiko vermindern konnten. Da viele ältere Menschen mit Bluthochdruck mit diesen Produkten behandelt werden, sollten diese Resultate eine klinische Bedeutung für die osteoporotische Frakturprävention haben.
Zusammenfassender Kommentar
Auf der Basis einer retrospektiven Analyse der Daten von mehreren Tausend englischen Patienten hat man feststellen können, dass wenn die Patienten eine langdauernde Therapie mit Beta-Blockern alleine oder in Kombination mit Thiazid-Diuretika hatten, sie weniger gefährdet sind, eine Fraktur zu erleiden.
Die Resultate dieser Studie sind sehr interessant, sollten aber durch eine prospektive, randomisierte, kontrollierte Studie bestätigt werden.
Besprechung von PD Dr. med. Daniel Uebelhart, Leitender Arzt, Rheumaklinik und Institut für Physikalische Medizin, Universitätsspital Zürich.
JAMA. 2004 15;292:1326-1332 - R. G. Schlienger et al
07.02.2005 - dde