Hepatologie
Die Hepatologie befasst sich mit der Diagnose und der Behandlung von Leberkrankheiten. Sie ist ein integraler Bestandteil des Dienstleistungsangebotes der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie. Das Angebot umfasst eine Lebersprechstunde, die konsiliarische Betreuung von Patienten des Kantonsspitals Basel sowie eine Reihe von hepatologischen Spezialuntersuchungen.
Lebersprechstunde und konsiliarische Betreuung
Die Lebersprechstunde findet jeweils am Donnerstag nachmittag statt. Sämtliche Ärzte der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie untersuchen und beraten in dieser Sprechstunde Patienten mit Leberkrankheiten. Die Betreuung dieser Patienten erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den zuweisenden niedergelassenen Ärzten der Region Basel. Pro Jahr werden etwas mehr als 200 Patienten neu zugewiesen. Über die Hälfte der Patienten hat eine chronische Virus-Hepatitis. Leberkranke Patienten, die im Kantonsspital Basel hospitalisiert sind, werden konsiliarisch betreut.
Spezialuntersuchungen und Behandlungen
Abdominal-Sonographie
Die Ultraschall-Untersuchung des Abdomens und speziell des Oberbauches ist nach der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und der Laboruntersuchung von Blut und Urin ein wichtiger Stützpfeiler der Diagnose von Leberkrankheiten. Dabei können z.B. erweiterte Gallengänge bei Galleabflussbehinderungen, Lebertumoren, Metastasen, Fetteinlagerungen in die Leber und Strukturveränderungen bei einer Leberzirrhose festgestellt werden.
Duplex-Sonographie
Ebenfalls mit dem Ultraschall-Gerät kann die Duplex-Sonographie der Splanchnicusgefässe durchgeführt werden. Dabei werden die Arterien und Venen im Bauch dargestellt und der Blutfluss in diesen Gefässen untersucht. Es können damit Durchblutungsstörungen der Leber festgestellt werden. Ebenso kann das Ausmass der Flusswiderstandserhöhung bei Leberzirrhose abgeschätzt werden.
Leberbiopsien
Die Gewinnung von kleinen Gewebsproben aus der Leber ist nach wie vor in vielen Fällen von grosser Bedeutung für die genaue Diagnosestellung. Bei Leberkrankheiten, die alle Anteile der Leber gleichmässig befallen, kann eine Leberbiopsie aus einem beliebigen Anteil der Leber entnommen werden. Diese Biopsien werden entweder direkt durch die Bauchwand mit Hilfe einer Biopsienadel entnommen, oder aber durch den transjugulären Zugang. Bei Letzterem wird eine spezielle Biopsienadel durch die Halsvenen, die obere Hohlvene und eine Lebervene in das Lebergewebe vorgeführt. Diese etwas aufwändigere Biopsieweise ermöglicht gleichzeitig auch die Messung des Flusswiderstandes in der Leber (Lebervenendruckgradient) und kann auch bei Patienten mit Gerinnungsstörungen durchgeführt werden.
Punktionsschallkopf
Herdbefunde in der Leber, wie z.B. Tumoren, Metastasen oder Abszesse können mit Hilfe eines speziellen Punktionsschallkopfes unter Ultraschall-Kontrolle gezielt biopsiert werden.
Lokalablative Therapien
Wir wenden gegenwärtig zwei Verfahren zur lokalen Zerstörung von Tumoren an: Einerseits das etablierte Verfahren der percutanen Ethanolinjektion, bei der Tumoren nach Ultraschall-gesteuerter Punktion mit dem Einspritzen von 95%-igem Alkohol zerstört werden; zudem das neuere Verfahren der Radiofrequenzthermoablation, bei dem mittels einer speziellen Hitzesonde die Tumoren auf kontrollierte Temperaturen erhitzt und dadurch zerstört werden.
TIPS
In Zusammenarbeit mit der Abteilung für Angio-Radiologie des Universitätsspitals Basel (PD Dr. med. A. Jacob) werden transjuguläre intrahepatische portosystemische Shunts (TIPS) eingelegt. Es handelt sich dabei um Kunststoffstents, welche zwischen eine Lebervene und einen Ast der Portalvene eingelegt werden. Sie ermöglichen eine signifikante Drucksenkung in der Portalvene bei Patienten mit portaler Hypertension (Leberzirrhose).
Lebertumoren
Patienten mit Lebertumoren werden interdisziplinär zusammen mit den Viszeralchirurgen (Prof. Dr. med. D. Oertli), den interventionellen Radiologen (PD Dr. med. A. Jacob), den Onkologen (Prof. Dr. med. R. Herrmann) und den Nuklearmedizinern (Prof. Dr. med. J. Müller) betreut. Dabei werden sämtliche Methoden der modernen Leberkrebstherapie angewendet. In den letzten Jahren wurden neben den etablierten Routinemethoden auch experimentelle, zukunftsweisende Therapieformen im Rahmen von klinischen Studien den Patienten zur Verfügung gestellt.
Lebertransplantation
Patienten mit einer terminalen Leberkrankheit werden in Bezug auf eine Lebertransplantation am Kantonsspital Basel voruntersucht. In enger Zusammenarbeit mit den drei Schweizer Transplantationszentren in Genf, Zürich und Bern werden die geeigneten Patienten dann auf eine Transplantationsliste aufgenommen. Nach erfolgter Lebertransplantation werden die Patienten in der Lebersprechstunde nachkontrolliert.
Forschung
Die klinische Forschung ist ein fester Bestandteil der Aufgaben der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie. Über die letzten Jahre konnten leberkranken Patienten, dank der Teilnahme an internationalen Behandlungsstudien, neue und vielversprechende Therapien zugänglich gemacht werden. Insbesondere Patienten mit chronischer Hepatitis C, chronischer Hepatitis B und Leberzelltumoren konnten so von Therapien profitieren, die in der Schweiz jeweils noch nicht zugelassen waren. Neben der ärztlichen Betreuung werden die Studienpatienten kontinuierlich von zwei speziell ausgebildeten Studienkrankenschwestern betreut.
Medizinische Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Hepatologie betreibt die Abteilung im hepato-gastroenterologischen Labor, welches sich im Zentrum für Lehre und Forschung (Departement Forschung) befindet (www.dfbs.ch/). Die von Prof. Dr. med. M. Heim geleitete Forschungsgruppe besteht aus 4-5 Forschern und Forscherinnen, die sich mit der intrazellulären Signalübermittlung bei Leberkrankheiten beschäftigt. Die Gruppe wird finanziell unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds, von der Schweizerischen Krebsliga und von der Stiftung für Gastroenterologische Forschung Basel.
Lehre
Im Rahmen des universitären Auftrags übernimmt die Abteilung Lehraufgaben für Studenten der Medizinischen Fakultät Basel. Zudem organisiert sie regelmässig Veranstaltungen zur Fort- und Weiterbildung der Assistenz- und Oberärzte sowie der niedergelassenen Ärzteschaft der Region.
Prof. Dr. med. Markus Heim, Leitung Hepatologie, Abteilung Gastroenterologie und Hepatologie, Kantonsspital Basel
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