«Cardiology on the Move»: Fortschritte in der Behandlung von Herz und Kreislauferkrankungen
500 Jahre nach der Entdeckung des Herz- und Kreislaufssystems durch William Harvey undüber 50 Jahre nach der Entdeckung der Erbsubstanz, der Deoxyribonukleinsäure, durch Watsonund Crick ist das Verständnis für die Abklärungsowie die Behandlung von Herz- und Kreislauferkrankungen erst richtig in Schwung gekommen. Während noch vor 50 Jahren, als Präsident Dwight D. Eisenhower den ersten Herzinfarkterlitt, ausser Bettruhe kaum wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung standen, können heute in der kardiovaskulären Medizin der Blutdruck sowie das Cholesterin wirksam gesenkt und damit Folgeerkrankungen vermieden werden. Ebenso können verschlossene Herzkranzgefässe, welche beim Herzinfarkt auftreten, mit Medikamenten und Kathetertherapie rasch und wirksam wiedereröffnet werden, um das Überleben von PatientInnen mit Herzschwäche in ungeahntem Ausmass zu verlängern.
Obwohl es lange dauerte bis die Funktion des Kreislaufs und der Mechanismen, welche zu hohem Blutdruck, koronarer Herzkrankheit, Hirnschlag und Herzschwäche führen, eingehend verstanden wurden, so lassen sich doch heute die meisten dieser in der westlichen Welt häufigsten Erkrankungen wirksam behandeln, wenn auch nicht heilen.
In dieser Ausgabe vom «Medizin Spektrum» zum Thema Kardiologie haben wir eine Reihe von Beiträgen über Neuentwicklungen im Bereich Herz und Kreislauferkrankungen zusammengefasst. Neben dem hohen Blutdruck hat heute das Metabolische Syndrom, welches eine Gruppe von Risikofaktoren die bei Übergewicht auftreten, wie tiefes HDL, hoher Blutdruck, Insulinresistenz und Diabetes umfassen, aufgrund einer Zunahme des Körpergewichts in den westlichen Gesellschaften, eine enorme Bedeutung erlangt. Diese Entwicklung und ihre klinischen Implikationen werden in einem entsprechenden Artikel eingehend behandelt. Die koronare Herzkrankheit, an welcher historische Figuren wie Seneca, Goethe und Eisenhower litten, lässt sich heute mit Cholesterinsenkern, Aspirin, der perkutanen koronaren Intervention sowie der Bypass-Operation wirksam behandeln. Selbst der Herzinfarkt, welcher früher eine Sterblichkeitsrate von über 50% aufwies, ist heute eine behandelbare Erkrankung mit einer Sterblichkeit von unter 10% geworden.
Zur Verbesserung der Überlebenschancen von Patienten und Patientinnen mit koronarer Herzkrankheit und Herzmuskelerkrankungen hat die Entwicklung der Rhythmologie, ein Spezialgebiet der Kardiologie, welches sich mit den Rhythmusstörungen des Herzens befasst, Entscheidendes beigetragen. In einem Artikel dieser Ausgabe werden die entsprechenden Kammertachykardien eingehend besprochen.
Das Endstadium aller Herzerkrankungen ist die Herzinsuffizienz oder Herzschwäche. Die koronare Herzkrankheit, Kardiomyopahien wie auch Erkrankungen der Herzklappen führen alle längerfristig zur Herzinsuffizienz, welche sich durch Atemnot, Leistungsunfähigkeit und dem plötzlichen Herztod auszeichnet. Dank der Entwicklung von verschiedenen neuen Medikamenten, implantierbaren Defibrillatoren und biventrikulären Schrittmachern konnte die Prognose bei Herzinsuffizienz markant verbessert werden.
Nach der Herztransplantation gilt heute die Stammzell-Therapie als grosse Hoffnung, welche immer noch unterschiedlich überzeugende Ergebnisse erzielt, jedoch in der Zukunft vielleicht eine neue wirksame Therapie dieser mit einer hohen Sterblichkeit verbundenen Erkrankung ergeben könnte. Wir hoffen sehr, dass wir Ihnen mit diesem Sonderband einen interessanten Einblick in die Entwicklung dieses dynamischen medizinischen Fachgebiets geben können.
Prof. Dr. med. Thomas F. Lüscher Klinikdirektor Kardiologie & HerzKreislaufZentrum, Klinik für Kardiologie, UniversitätsSpital Zürich
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25.09.2006 - ssc |
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