Überdosierung bei Antithrombose-Behandlung bei NSTEMI
Die Frage nach der optimierten Antithrombose-Behandlung bei Patienten mit Myokardinfarkt ohne ST-Hebung (NSTEMI) ist immer wieder ein Thema. Autoren dieser im JAMA veröffentlichten Studie untersuchten den Einfluss der Dosierung von UFH (unfraktioniertem Heparin), LMWH (niedermolekularem Heparin) und Glycoprotein-IIb/IIIa-Hemmern auf klinisch bedeutsame Outcomes.
Die Daten wurden einer amerikanischen prospektiven, multizentrischen Beobachtungsstudie mit insgesamt 30'136 Patienten mit NSTEMI des CRUSADE National Qualitiy Improvement Initiative Registry entnommen. Alle Patienten hatten einen Myokardinfarkt ohne ST-Hebung mit Brustschmerz und entweder Veränderungen im EKG oder erhöhte Biomarker. Primäre Endpunkte waren Überdosierung der antithrombotischen Therapie (UFH, LMWH oder Glykoprotein IIb/IIIa-Hemmer) und wichtige klinische Outcomes wie Blutungskomplikationen, Kliniksterblichkeit und Hospitalisationsdauer.
Insgesamt erhielten 3'354 (42%) der NSTEMI-Patienten, die eine antithrombotische Behandlung erhielten, zumindest eine Anfangsdosis, die über der empfohlenen Dosierung lag. Mit UFH wurden 2'934 Patienten (32.8%) überdosiert, mit LMWH 1'378 (13.8%) und mit GP-IIb/IIIa-Hemmern 2'784 Patienten (26.8%). Faktoren, die mit Überdosierungen assoziiert werden konnten, waren höheres Alter, weibliches Geschlecht, Niereninsuffizienz, Untergewicht, Diabetes mellitus und Herzinsuffizienz. Die Patienten mit überdosierter antithrombotischer Behandlung hatten ein erhöhtes oder neigten zu einem höheren Risiko für Blutungskomplikationen im Vergleich zu den nicht überdosierten Patienten (UFH: OR 1.08, LMWH: OR 1.39 und GP-IIb/IIIa-Hemmer: OR 1.36). Mit höherer Dosis und Anzahl der verabreichten überdosierten Präparate nahmen auch die Blutungen zu (Heparin oder GP-IIb/IIIa-Hemmer nicht überdosiert 6.6% vs. 22.2% wenn beide überdosiert waren). Mortalität und Länge der Hospitalisation waren in der überdosierten Gruppe höher. Etwa 15% der relevanten Blutungen sind schätzungsweise auf Überdosierungen zurückzuführen.
Konklusion der Autoren: Nicht selten erhalten stationäre Patienten mit NSTEMI eine überdosierte antithrombotische Therapie. Fehldosierungen treten häufiger bei Risikogruppen (Höheres Alter, Frauen, Niereninsuffizienz, Untergewicht, Diabetes und Herzinsuffizienz) auf und erhöhen das Blutungsrisiko.
Link zur Studie
JAMA 2005;294:3108-3116 - KP Alexander et al
30.12.2005 - gem