Schlaganfall: Bluthochdruck in der Akutphase senken oder nicht?
Ob hypertensive Blutdruckwerte beim akuten Schlaganfallpatienten sofort behandelt werden müssen, ist nach wie vor umstritten. Die ENOS-Studie untersuchte diesbezüglich zwei Fragen: Die Wirkung einer Blutdrucksenkung mit Nitro-Pflaster über 7 Tage, und sollte eine bereits bestehende Blutdrucktherapie in der Akutphase fortgeführt werden.
In die Studie wurden 4011 Patienten eingeschlossen, die zwischen Juli 2001 und Oktober 2013 wegen eines akuten Schlaganfalls (ischämisch oder hämorrhagisch) hospitalisiert wurden und erhöhte Blutdruckwerte (140-220 mmHg) aufwiesen. Alle Patienten erhielten entweder Nitroglycerin-Pflaster (5 mg/Tag) oder ein Placebopflaster für 7 Tage. Bei Patienten, die bereits Blutdruckmedikamente einnahmen, wurden diese zusätzlich entweder randomisiert weitergeführt (1053 Patienten) oder vorübergehend abgesetzt (1044 Patienten). Primärer Endpunkt war das funktionelle Outcome des Schlaganfalls nach 90 Tagen gemessen anhand der modifizierten Rankin-Skala.
Bei Einschluss lag der mittlere Blutdruck bei 167 mmHg. Das Nitropflaster senkte den mittleren Blutdruck deutlich stärker als Placebo: 7 mmHg vs. 3,5 mmHg nach der ersten Applikation (p<0.0001). Auf den funktionellen Status nach 90 Tagen hatte dies jedoch keinen Effekt (OR=1.01). In der Gruppe, die ihre Blutdruckmedikamente weiter einnahmen, war der Blutdruck nach 7 Tagen um 9.5 mmHg gesunken, in der Gruppe mit Therapiepause um 5 mmHg (p<0.0001). Aber auch hier zeigte sich kein Unterschied im funktionellen Status nach 90 Tagen (OR=1.05).
Fazit der Autoren: Nitroglyzerin-Pflaster senken zwar den Blutdruck in der Akutphase eines Schlaganfalls effektiv, der funktionelle Outcome lässt sich dadurch aber nicht verbessern. Eine bestehende antihypertensive Therapie kann pausiert werden und dann fortgesetzt werden, sobald der Patient wieder stabil ist.
Link zur Studie
The Lancet 2014, Online Publikation am 22. Oktober - The ENOS Trial Investigators
10.11.2014 - gem