Pränatale Steroide: Auch bei drohender Frühgeburt nach Beginn der 34. SSW?
Späte Frühgeborene (34. - 36. Schwangerschaftswoche (SSW)) haben zwar ein vergleichbares Mortalitätsrisiko wie Termingeborene, das Risiko für respiratorische Komplikationen ist aber deutlich höher. Ob die pränatale Steroidgabe, die bei Schwangeren mit drohender Frühgeburt vor der 34. SSW standardmässig erfolgt, auch nach Beginn der 34. SSW – also bei späten Frühgeborenen - von Nutzen ist, untersuchte eine Multizenterstudie im NEJM.
17 amerikanische Universitätszentren nahmen an der Studie teil. Eingeschlossen wurden 2’831 Schwangere in der 34. - 36. SSW (SSW 34+0 bis 36+5), bei denen einer Frühgeburt drohte (also vor Beginn der 37. SSW). Sie erhielten im Abstand von 24 Stunden entweder 2 Injektionen Betamethason (à 12 mg) oder Plazebo. Der primäre Studienendpunkt war ein Komposit aus den Ereignissen Totgeburt, neonataler Tod innerhalb 72 Stunden nach Geburt und Komplikationen, die eine respiratorische Unterstützung des Neugeborenen innerhalb der ersten 72 Stunden nach Geburt notwendig machten (CPAP-Beatmung, nasale High-Flow-Sauerstofftherapie, hochdosierte Sauerstoffgabe, Extrakorporale Membranoxygenierung oder mechanische Beatmung).
Die Notwendigkeit respiratorischer Behandlungsmassnahmen war in der Betamethasongruppe deutlich geringer als in der Plazebogruppe, 11.6 % versus 14.4 % erreichten den primären Endpunkt, das entspricht einer Risikoreduktion um 20 % durch die pränatale Steroidgabe (Relatives Risiko RR 0.80, p=0.02). Auch schwere respiratorische Komplikationen im Allgemeinen sowie im Speziellen die Transiente Tachypnoe des Neugeborenen und Bronchopulmonale Dysplasie sowie der Surfactantbedarf fanden sich in der Betamethasongruppe signifikant seltener. Vergleichbar häufig waren Chorioamnionitis und Neugeborenensepsis. Hingegen entwickelten Neugeborene aus der Betamethasongruppe 60 % häufiger eine Hypoglykämie (24 % gegenüber 15 % in der Plazebogruppe, RR 1.60, p<0.001).
Fazit der Autoren: Auch bei späten Frühgeburten vermindern pränatale Steroide bei Schwangeren signifikant das Risiko für respiratorische Komplikationen beim Neugeborenen. Wegen des erhöhten Hypoglykämierisikos empfiehlt sich laut Studienautoren aber eine Überwachung der Blutzuckerwerte.
Link zur Studie
NEJM 2016, Online-Publikation am 4. Februar - Gyamfi-Bannerman CG et al.
12.02.2016 - undefined