Nutzen des Diabetes-Screenings bleibt unklar
Mit der ADDITION-Studie sollte die Frage geklärt werden, ob durch ein populationsbezogenes Diabetes-Screening mit nachfolgender frühen Therapie Spätkomplikationen vermieden werden können und dadurch die Sterberate sinkt.
An der Studie beteiligten sich 33 Hausarztpraxen im Osten Englands, die randomisiert auf drei Vorgehensweisen aufgeteilt wurden: Diabetes-Screening und frühe intensive Behandlung mit Zucker-, Blutdruck- und Cholesterinsenkung sowie Lebensstiländerung (15 Praxen) oder Screening plus leitlinienkonforme Standardtherapie (13 Praxen) oder kein Screening (5 Praxen). Die Studienkohorte umfasste 11'737 Personen im Alter von 40 bis 69 Jahren mit einem erhöhten Diabetesrisiko, das mit einem validierten Risikoscore erhoben worden war. Das Screening beinhaltete beliebige kapilläre Blutzuckermessungen sowie die Messung von HbA1c und Nüchternblutzucker und einen oralen Glukosetoleranztest zur Bestätigung. Primärer Endpunkt der intention-to-treat-Analyse war die Gesamtschterblichkeit nach 10 Jahren im Vergleich Screening (und nachfolgender Therapie) gegenüber kein Screening.
Von 11'737 gescreenten Risikopatienten wurde bei 466 (3%) ein Typ 2-Diabetes diagnostiziert. Die Kontrollgruppe umfasste 4137 Personen. Nach einer Beobachtungszeit von median 9.6 Jahren zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den gescreenten und nicht gescreenten Gruppen, weder beim primären Endpunkt Gesamtsterblichkeit (1532 vs. 377 Todesfälle, HR 1.06) noch bei den sekundären Endpunkten kardiovaskuläre Sterblichkeit (HR 1.02), Krebssterblichkeit (HR 1.08) und diabetesbezogene Sterblichkeit (1.26).
Konklusion der Autoren: Diese Studie konnte nicht belegen, dass ein Diabetes-Screening (mit nachfolgender Behandlung) bei Patienten mit erhöhtem Diabtesrisiko die Gesamtsterblichkeit und die Sterblichkeit aufgrund von Folgeerkrankungen senkt.
Lancet 2012; Online Publikation am 4. Oktober - Simmons RK et al.
11.10.2012 - gem