Diagnose und Behandlungsstrategie bei Galactorrhoe
Eine genaue Anamnese und eine detaillierte klinische Untersuchung liefern wichtige Informationen bei der Evaluation einer Patientin mit Galactorrhoe. Die Entscheidung, ob eine Galactorrhoe behandelt werden soll basiert auf verschiedenen Punkten. Nicht jede Galactorrhoe muss behandelt werden.
Tritt die Galactorrhoe beim erwachsenen Patienten auf ist sie meistens Medikamenten-assoziiert.
- Dopamin-Rezeptor Blocker: Butyrophenone, Metoclopramid (Reglan), Phenothiazine, Risperidon (Risperdal), Selective Serotonin Reuptake Inhibitors (SSRI), Sulpiride, Thioxanthene, Trizyklische Antidepressiva
- Dopamin-vermindernde Agentien:· Methyldopa (Aldomet), Reserpin (Serpasil)
- Inhibition der Dopaminfreisetzung:· Codein, Heroin, Morphine, Histaminrezeptor Blocker, Cimetidin (Tagamet)
- Stimulation von lactotrophen Substanzen:· Orale Kontrazeptiva, Verapamil (Calan)
Die häufigste pathologische Ursache ist ein Hypophysentumor, seltenere Ursachen sind Hypothalamus- oder Hypophysen-Stiel-Tumoren, eine neurogene Stimulation, Schilddrüsenprobleme und die chronische Niereninsuffizienz. Ist die Galactorrhoe nicht medikamentenassoziiert bestehen häufig zusätzliche Symptome wie eine Menstruations-Irregularität, Infertilität, Osteopenie oder Osteoporose.
Im Rahmen der Abklärung muss ein Schwangerschaftstest durchgeführt sowie das Serumprolaktin und das TSH (Thyroidea-stimulating-hormone) bestimmt werden. Je nach dem ist ein Schädel-MRI indiziert.
Die der Galactorrhoe zugrunde liegende Pathologie soll wenn immer möglich behandelt werden. Die Behandlungsindikation basiert auf dem Prolaktin-Spiegel, dem Galactorrhoegrad und dem Fertilitätswunsch der Patientin. Bei den meisten Patientinnen mit Galactorrhoe sind Dopaminagonisten die Therapie der Wahl. Bromocriptin wird bevorzugt eingesetzt bei einer Hyperprolaktin-induzierten anovulatorischen Infertilität. Cabergolin ist zwar effektiver und wird besser toleriert als Bromocriptin, ist aber auch teurer und muss ein Monat vor Konzeption abgesetzt werden. Eine chirurgische Behandlung kommt hauptsächlich beim Prolaktinom zum Tragen.
Konklusion der Autoren: Patientinnen mit isolierter Galactorrhoe und normalen Prolaktinspiegeln, die die Galactorrhoe als nicht störend empfinden und keine Anzeichen eines Hypogonadismus oder einer reduzierten Knochendichte aufweisen, müssen nicht unbedingt behandelt werden
Originalstudie
Am Fam Physician 2004;70:543-50,553-4 - A. Leung et al
17.08.2004 - undefined