Diabetes-Screening erneut im Fokus
Kann bei Typ 2-Diabetes die Krankheitslast durch eine frühe Diagnose mittels Risikofaktoren-Screening und Früherkennung durch Gesundheitschecks reduziert werden? Bereits 2008 hatte die US-Gesundheitsbehörde USPSTF (U.S. Preventive Services Task Force) in einem systematischen Review von einem generellen Diabetes-Screening abgeraten. Nun wurde ein Update publiziert.
Für das Update des Reviews aus dem Jahr 2008 wurden randomisierte kontrollierte Studien, Beobachtungsstudien und systematische Reviews herangezogen, Zeitraum 2007 bis Oktober 2014. Limitierend war die Beschränkung auf englischsprachige Studien und nur wenige Studien wurden bei Diabetikern durchgeführt, die tatsächlich durch einen Screeningprozess identifiziert wurden.
Zwei Studien ergaben keinen Vorteil des Screenings hinsichtlich einer verbesserten 10-Jahres-Mortalität gegenüber keinem Screening (Hazard Ratio 1.06). 16 Studien zeigten konsistent, dass eine Behandlung eines Prädiabetes (abnorme Nüchternglukose, gestörte Glukosetoleranz) den Diabetesbeginn verzögert. Die meisten dieser Studien fanden aber ebenfalls keinen Hinweis auf eine dadurch verbesserte Gesamt- und kardiovaskuläre Mortalität. Eine Studie zeigte, dass Interventionen zur Änderung des Lebensstils beide Mortalitätsendpunkte nach 23 Jahren günstig beeinflussen konnten. In einer Studie bei Typ-2-Diabetikern, die durch das Screening detektiert wurden, hatte eine intensive multifaktorielle Behandlung wiederum keinen Effekt auf die Gesamt- oder kardiovaskuläre Mortalität im Vergleich zur Standard-Kontrolle. Neun systematische Reviews bei Diabetikern, die allerdings nicht durch einen Screeningprozess identifiziert worden waren, zeigten keine Risikoreduktion der Gesamt und kardiovaskulären Mortalität und die Ergebnisse zur intensiven Blutdruckkontrolle waren inkonsistent.
Fazit der Autoren: Ein generelles Diabetes-Screening konnte die 10-Jahresmortalität bisher nicht nachweislich verbessern. Die Behandlung eines Prädiabetes kann den Diabetesbeginn hinauszögern. Zum Nutzen einer Behandlung von Patienten, die frühzeitig durch ein Screening detektiert wurden, bedarf es weiterer Evidenz.
Link zur Studie
Ann Intern Med. 2015, Online Publikation am 14. April - Selph S et al.
06.05.2015 - gem