Depression: Effekt der Psychotherapie durch Publikations-Bias überschätzt
Vor einigen Jahren sorgte eine Studie (Turner et al. NEJM 2008) für Aufsehen, die auf einen Publikations-Bias bei Studien mit Antidepressiva hinwies. Demnach seien Negativstudien häufig nicht publiziert worden. Nun dürfte dieses Problem auch die Psychotherapie betreffen.
Ausgewertet wurden alle vom renommierten National Institute of Health geförderten und publizierten klinischen Studien aus den Jahren 1972 bis 2008 zur Wirksamkeit der Psychotherapie bei Depression. Zusätzlich wurden alle unveröffentlichte Daten und Studien angefordert und berücksichtigt.
Insgesamt wurden 55 NIH-gesponserte Studien identifiziert, von denen 13 (23.6%) aufgrund weniger vorteilhafter Ergebnisse niemals veröffentlicht und zwei weiter Studien niemals begonnen wurden. Nach Einbezug der unveröffentlichten Daten, reduzierte sich die aus den publizierten Daten resultierende Effektstärke der Psychotherapie um 25%.
Konklusion der Autoren: Die Wirksamkeit der Psychotherapie bei Depressionen wurde - wie bereits auch bei Antidepressiva gezeigt - aufgrund eines Publikations-Bias überschätzt. Dies bedeute nicht, dass Psychotherapie und Antidepressiva nutzlos sind. Sie seien aber um etwa ein Viertel weniger wirksam als die publizierten Studien erwarten ließen.
Link zur Studie
Plos One 2015; Online Publikation am 30. September - Driessen E et al.
14.10.2015 - gem