Akutes Abdomen bei Kindern: Diagnose durch frühzeitige Analgesie nicht behindert
Die Autoren untersuchten, ob eine frühzeitige Analgesie mit einer Morphininfusion bei Kindern mit akuten Bauchschmerzen die Diagnosestellung einer Appendizitis behindert, sowie deren Wirksamkeit.
In die doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie wurden 108 Kinder zwischen 5 und 16 Jahren, die mit akuten Bauchschmerzen in einer chirurgischen Notaufnahme vorstellig wurden, eingeschlossen. Nach dem Zufallsprinzip erhielten sie entweder eine Morphin-Infusion (n=52) oder Kochsalzlösung (n=56). Klinische Daten und die Einschätzung des jeweiligen Notfallarztes über die Richtigkeit der Verdachtsdiagnose (0-100%) wurden mit einem standardisierten Fragebogen erfasst und 15 Minuten nach Verabreichung der Infusion wiederholt. Innerhalb einer Stunde untersuchte ein Chirurge die Kinder, der einen ebensolchen Fragebogen ausfüllte. Die Schmerzintensität wurde vor und nach der Infusion anhand einer analogen Farbskala eruiert. Den Verlauf der Kinder überwachten die Autoren noch während 2 weiteren Wochen.
Baselinecharakteristika und initiale Schmerzintensität waren in beiden Gruppen vergleichbar. Bezüglich Diagnosestellung einer Blinddarmentzündung oder eines –durchbruchs gab es zwischen den beiden Gruppen keine Unterschiede, eben so wenig bei der Anzahl Laparatomien nach Untersuchung. Die Morphininfusion reduzierte die Schmerzen im Vergleich zum Placebo signifikant (im Durchschnitt 2.2 cm versus 1.2 cm im Schmerz-Score). Die Einschätzung der Diagnoserichtigkeit vom Notarzt oder Chirurg wurde durch die Schmerzinfusion nicht beeinflusst.
Konklusion der Autoren: Die Morphininfusion zur Schmerzbekämpfung bei Kindern mit akuten Bauchschmerzen war wirkungsvoll, die Diagnosestellung einer Appendizitis wurde dadurch nicht behindert.
Link zur Studie
Pediatrics 2005;116:978-983 - R Green et al
19.10.2005 - gem