Abdominales Aortenaneurysma: Offene oder endovaskuläre Operation?
In der aktuellen Ausgabe des NEJM wurde eine grosse Bevölkerungs-basierte Studie mit Langzeitresultaten zum Vergleich zwischen endovaskulärer und offener Sanierung eines abdominalen Aortenaneurysmas publiziert.
Aus der US-Medicare Datenbank wurden die medizinischen Daten von 22'830 Patienten mit einem abdominalen Aortenaneurysma mit Operationsindikation ausgewertet. Die Betroffenen wurden zwischen 2001 und 2004 entweder offen oder endovaskulär operiert und bis 2005 nachkontrolliert. Endpunkte waren Unterschiede zwischen den beiden Kohorten bezüglich perioperativer Todesfälle und Komplikationen, Langzeitüberleben sowie Reinterventionen aufgrund des Aneurysmas oder der stattgefundenen Aneurysmasanierung.
Das mittlere Alter der Studienteilnehmer lag bei 76 Jahren, 20% waren Frauen. Die perioperative Mortalität betrug in der endovaskulär operierten Gruppe 1.2% und in der offen operierten Gruppe 4.8% (p<0.001), wobei diese Differenz mit steigendem Alter immer mehr zunahm (Unterschied von 2.1% bei 67-69-Jährigen vs. 8.5% bei über 85-Jährigen, p<0.001). Das Langzeitüberleben war in beiden Gruppen vergleichbar; nach ca. 3 Jahren konvergierten die beiden Überlebenskurven. Nach 4 Jahren waren die Rupturrate (1.8% vs. 0.5%, p<0.001) sowie die Reinterventionsrate wegen des Aneurysmas (9.0% vs. 1.7%, p<0.001) bei den endovaskulär behandelten Patienten höher; dafür waren Laparotomie-assoziierte Komplikationen (4.1% vs. 9.7%, p<0.001) und Hospitalisationen aufgrund von intestinalen Obstruktionen und Hernien der Bauchdecke (8.1% vs. 14.2%, p<0.001) seltener als bei den offen therapierten Patienten.
Konklusion der Autoren: Die endovaskuläre Sanierung eines abdominalen Aortenaneurysmas ist mit einer geringeren perioperativen Mortalität und Komplikationsrate assoziiert als die offene Operation. Der Überlebensvorteil ist für ältere Patienten von längerer Dauer als für jüngere. Reinterventionen wegen des Aneurysmas waren im Langzeitverlauf nach endovaskulärer Therapie häufiger, Laparatomie-assoziierte Reinterventionen und Hospitalisationen dafür seltener.
Link zur Studie
NEJM 2008;358:464-474 - Schermerhorn ML et al
31.01.2008 - dde