Dauer der Antikoagulation: solange ein aktiver Tumor oder eine Chemotherapie besteht
Nicht vergessen: Kompressionstherapie! mit Kurzzugbinden bis Beinschwellung regredient ist, danach Anpassung eines Kompressionsstrumpfes der Klasse II (Unter-Oberschenkel oder Strumpfhose).
Empfehlungen zur Antikoagulationsdauer
Forcierte VTE (ausgelöst durch passagere RF wie Immobilisation, OP, Trauma, Hormonsubstitution) |
3-6 Monate |
Erstmalige idiopathische VTE (ohne erkennbare RF) |
6-12 Monate |
Wiederholte idiopathische VTE |
12 Monate bis lebenslang |
Aktives Malignom und persistierender RF |
12 Monate oder solange Tumor aktiv ist und Radio/Chemo laufend |
Mobilisation bei TVT ja oder nein?
Die Lungenembolie ist eine gefürchtete Komplikation bei TVT, da sie eine hohe Mortalität aufweist. Bei fehlenden klinischen Hinweisen auf eine LE ist keine weitere Diagnostik diesbezüglich erforderlich. Eine ambulante Behandlung ist möglich und die Patientin braucht keine strikte Bettruhe.
Eine asymptomatische LE bei TVT ist dennoch häufig (Wahrscheinlichkeit um 50%!). Die Mehrzahl wird aber subjektiv nicht bemerkt und daher nicht diagnostiziert.
Abschätzung des Blutungsrisikos (Risikostratifizierung)
- Alter > 65 (1 Punkt)
- Anamnestisch gastrointestinale Blutung (1 Punkt)
- Zerebrovaskulärer Insult (1 Punkt)
- Herzinfarkt, Anämie, Niereninsuffizienz oder Diabetes (1 Punkt)
Risiko für eine klinisch relevante Blutung |
3 Monate |
6 Monate |
Niedrig (0 Punkte) |
2% |
3% |
Mittel (1-2 Punkte) |
5% |
12% |
Hoch (3-4 Punkte) |
23% |
48% |
Beziehung INR und Blutungsrisiko: Ab einem INR von 4.5 oder 5 liegt nicht mehr eine lineare Zunahme des Blutungsrisikos vor, sondern eine exponentielle!
Blutungen durch OAK (INR 2-3) über 10 Jahre
- Relevante Blutungen: 1.3% pro Jahr bei allen Patienten (1/5 davon sind lebensbedrohlich)
- Intrazerebrale Blutungen: Verdoppelung des Risikos bei Anstieg des INR um 1!
- Alter: > 75 Blutungsrate bei 1.5% pro Jahr, < 75 bei 1% pro Jahr
- Blutungsrisiko: 3% im ersten Monat, 0.8% pro Monat im ersten Jahr, danach 0.3% pro Monat
Blutungsrisiko bei invasiven Eingriffen
Mit einem INR von 1.5 ist man im sicheren Bereich für invasive Eingriffe.
Zu beachten: Halbwertszeiten (Sintrom: 24h, Marcoumar: 1 Woche).
Vorsicht: Thrombozytenaggregationshemmer zusätzlich erhöhen das Blutungsrisiko um etwa das Doppelte!
Nicht vergessen: wenn OAK für einen Eingriff abgesetzt wird (v.a. bei Marcoumar) muss man beim Wiedereinsetzen den Patienten überlappend mit LMWH schützen. Diese sind den unfraktionierten Heparinen vorzuziehen (geringeres Blutungsrisiko).
TVT bei Patienten mit Niereninsuffizienz (NI)
Bei niereninsuffizienten Patienten soll wo möglich mit unfraktioniertem Heparin s.c. oder i.v. behandelt werden.
Alle in der Schweiz zugelassenen LMWH werden renal ausgeschieden, sind daher bei fortgeschrittener NI wegen Akkumulationsgefahr (je nach Präparat) eigentlich kontraindiziert. Falls sie doch eingesetzt werden ist es wichtig, die Nierenfunktion zu messen und nur einmal täglich zu dosieren (bei 2 mal täglich bereits erhöhte Akkumulationsgefahr). Allfällige Anpassung an den Anti-Xa Spiegel (etwa 4 Stunden nach Heparingabe abgenommen): Der therapeutische Bereich liegt bei 0.6-1 IU/mL.
Bei einer Kreatinin-Clearance < 50 mL/h: LMWH nur 5-10 Tage und 50% der üblichen therapeutischen Dosis, < 30 mL/h: keine LMWH.
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Mediscope |
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19.12.2005 - gem |
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