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9. Tagung Forum Santé-Gesundheit zum Thema Wettbewerb und Solidarität: Mythos oder Realität?

Wie viel Wettbewerb und Konkurrenzelemente verträgt die Gesundheitspolitik, ohne die Solidarität zwischen Männern und Frauen, Alten und Jungen sowie Kranken und Gesunden zu vernachlässigen? Dieser zentralen und – im Zusammenhang mit der kommenden Abstimmung über die Einheitskrankenkasse – topaktuellen Frage ist das Forum Santé-Gesundheit nachgegangen und hat Lösungsansätze für Reformen im Schweizer Gesundheitswesen formuliert. Diese wurden an der 9. jährlichen Tagung des Forums am 18. Januar in Montreux ausgiebig diskutiert und dem interessierten Plenum zur Abstimmung vorgelegt.

Tagung Forum Santé-Gesundheit
 

Hintergrund

Die Hauptziele der 1994 erfolgten Revision des Krankenversicherungsgesetzes waren die Beibehaltung der Solidarität, die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung der Schweizer Bevölkerung und Senkung der Gesundheitskosten. Die letzten 12 Jahre haben gezeigt, dass die Revision zumindest das Ziel der Kostensenkung

verfehlt hat. Die unabhängige Gruppe Forum Santé-Gesundheit, bestehend aus Vertretern verschiedenster Akteure im Gesundheitswesen, setzt sich für eine nachhaltige Gesundheitspolitik mit mehr Solidarität und Effizienz ein (www.forumgesundheit.ch). Finanziell unterstützt wird das Forum von der Firma sanofi aventis. Mehr als 250 Interessierte und im Gesundheitswesen Verantwortung tragende Personen haben an der 9. Tagung des Forums Santé-Gesundheit teilgenommen.

 

Ist ein Gleichgewicht zwischen Wettbewerb und Solidarität möglich?

Wettbewerb

Für die einen ist Wettbewerb das Allerweltsmittel für eine Kostensenkung im Gesundheitswesen, für die anderen ein Freipass für Profitgierige und der Gegenspieler der Solidarität. Konkurrenzelemente erlauben es dem Konsumenten, nach bestem Preis-Leistungs-Verhältnis einzukaufen, wodurch Innovation, Angebot und Qualität gefördert werden. Die Unternehmen haben auf der anderen Seite die Möglichkeit, durch entsprechende Vorgehensweise den Gewinn zu maximieren – nach dem Motto „der Stärkere gewinnt“. Die Mechanismen des Wettbewerbs spielen im Bereich der sozialen Krankenversicherung allerdings nur sehr beschränkt, da dieser Markt aus folgenden Gründen kein normaler Markt darstellt:

  • Die Mittel für die gedeckten Leistungen sind beschränkt
  • Das Leistungsvolumen hängt nur teilweise vom Willen der Akteure ab
  • Die Leistung wird nicht freiwillig in Anspruch genommen, sondern aus einer Not heraus – niemand wird freiwillig krank oder erleidet freiwillig einen Unfall
  • Die soziale Krankenversicherung erfüllt die Anforderungen der Solidarität und Gleichbehandlung
Solidarität

Das Solidaritätsprinzip zwischen Kranken und Gesunden, Männern und Frauen, Alten und Jungen, Reichen und Armen sowie zwischen Stadt und Land untersagt eine Anpassung der Krankenkassenprämien aufgrund von individuellen Risiken. Dies ist das eine Standbein der Solidarität; das zweite besteht in der Subvention der Prämien durch den Staat. Der Service public, bestehend aus den vier Akteuren Bund, Kantone, Private und Konsumenten, muss die Gesundheitsversorgung jeder Person im Rahmen ihrer verfügbaren Mittel sicherstellen.

 

Wettbewerb ist auch unter Einhaltung der Solidarität möglich

Leistungen, welche von der sozialen Krankenversicherung getragen werden, müssen die drei vom Krankenversicherungsgesetz geforderten Kriterien der Wirksamkeit, der Zweckmässigkeit und der Wirtschaftlichkeit erfüllen. Dazu ist die Einführung von Wettbewerbselementen gemäss Forum Santé-Gesundheit sinnvoll, in einzelnen Bereichen allerdings nur unter regulierten Bedingungen. Die obligatorische , soziale Krankenversicherung soll einem regulierten Wettbewerb unterstehen, um die Solidarität, die Qualität der Behandlung und die Kontrolle der Kosten zu garantieren. Reformvorschläge unter Berücksichtigung eines verstärkten Wettbewerbs wären:

  • Aufhebung des Kontrahierungszwangs (Eingeschränkte Wahl des Leistungserbringers)
  • Spitalfinanzierung mittels krankheitsbezogener Fallpauschalen (Gefahr des Qualitätsverlusts)
  • Managed Care (Rationalisierung der Gesundheitsversorgung durch Organisation und Koordination, ohne die freie Arztwahl in Frage zu stellen)

Ein freier Wettbewerb hingegen kann bei Zusatzversicherungen, nicht vergünstigten Medikamenten, Komfortleistungen und Privatspitälern herrschen.

 

Transparenz der Information als Grundbedingung

Eine weitere Priorität für die zukünftige Gestaltung der Gesundheitspolitik liegt für das Forum Santé-Gesundheit in der Verbesserung der Transparenz der Informationen. Die Gruppe ist sich einig, dass dies eine unverzichtbare Bedingung für die Einführung von mehr Wettbewerb ist. Daten über ambulante und stationäre Behandlungskosten zwischen einzelnen Leistungserbringer müssen vergleichbar und zugänglich gemacht werden. Zudem sind Indikatoren zur Messung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit einzelner Organisationsformen zu entwickeln und zu definieren. Auf Seite der Behörden ist Transparenz bei den Entscheidungskriterien für oder gegen Rückerstattungen von Leistungen und bezüglich Aufnahme von Institutionen auf die Spitalliste sowie deren Leistungsaufträge zu schaffen.

 

Zur besseren Übersicht sind die detaillierten Vorschläge des Forums Santé-Gesundheit in einem separaten Dokument zusammengestellt: >>

 

Abstimmung und Diskussion

In Form einer Diskussion und einer Abstimmung haben sich Vertreter der Versicherer, der Leistungserbringer, der Wettbewerbskommission und des Kantons Waadt einerseits sowie das Plenum andererseits zu den Vorschlägen des Forums Santé-Gesundheit geäussert.

 

Bezüglich Einführung von Wettbewerb waren sich alle insofern einig, dass die Einführung von Konkurrenz-Elementen im Gesundheitswesen grundsätzlich sinnvoll ist; über das Mass des Wettbewerbs konnte jedoch (noch) kein gemeinsamer Nenner gefunden werden. Der Nutzen von Managed Care bezüglich Effizienzsteigerung bei der Erbringung von Leistungen wird allgemein nicht bezweifelt; ein gewisser Druck auf die Leistungserbringer soll die Organisation und Zusammenarbeit der verschiedenen Partner beschleunigen.

 

Die Vielfältigkeit des Angebots und die Wahlfreiheit des Patienten betreffend Leistungserbringer müssen im Rahmen der obligatorischen Krankenversicherung erhalten bleiben. Einigkeit herrschte auch darüber, dass die Information transparenter werden muss und Indikatoren zur Beurteilung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit auf nationaler und regionaler Ebene definiert werden müssen.

 

Interessant waren die Abstimmungsresultate über den Wettbewerb zwischen den Krankenkassen: Ein Drittel von rund 200 Teilnehmern war der Ansicht, dass sich der Wettbewerb unter den Krankenkassen auf die Qualität der Leistungen gegenüber den Versicherten beschränken müsste. 47% bestätigten das Votum, dass das Modell der Einheitskasse für die obligatorische Krankenversicherung gewisse negative Auswirkungen der Konkurrenz zwischen den Versicherern eliminieren könnte. Eine Minderheit von 16% war dafür, dass die Versicherer über sämtliche Wettbewerbsmittel verfügen können sollten. Die Mitglieder des Forums Santé-Gesundheit betonten ihrerseits, dass die Idee der Einheitskasse zumindest eine sorgfältige Prüfung verdiene.

 

Zusammenfassung des Präsidenten des Forums Santé-Gesundheit

Prof. A. Bailly
 

Das primäre Ziel kommender Reformen im Schweizer Gesundheitswesen muss die Erhaltung einer guten Gesundheit für Alle sein. Dies ist nur möglich durch eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Leistungserbringern, Dienstleistern, der Industrie und den Sozialversicherern, wobei der Patient im Zentrum stehen muss. Der Gesetzgeber hat dabei die Rolle des Regulators und Kontrolleurs, so dass die Grundprinzipien der Solidarität, Effizienz und Information berücksichtigt werden. Wünschenswert wäre ein verbesserter Dialog zwischen den Akteuren; weniger von eigenen Interessen geleitet und ohne die zur Zeit teilweise vergiftete Atmosphäre.

 

Klare Prioritäten sieht das Forum Santé-Gesundheit bei:

  • Der Erhaltung der Wahlfreiheit des Patienten bei gleichzeitig besserer Information
  • Erhaltung der Solidarität durch einen regulierten Wettbewerb in der Sozialversicherung (Bsp. Managed Care) und ein Modell der Einheitskasse
  • Freier Markt und Konkurrenz ausserhalb der Grundversicherung

Durch eine Ausgewogenheit zwischen Wettbewerb und Solidarität bzw. zwischen freiem und reguliertem Wettbewerb kann die Effizienz unter Einhaltung der Gleichbehandlung respektive Minimierung der Risikoselektion gesteigert werden.

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24.01.2007 - dde

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