Leaderboard

Sie sind hier: Kolumne 21. November 2024
Suchen
tellmed.ch
Kolumne
Erweiterte Suche
Fachliteratur
Fortbildung
Kongresse/Tagungen
Tools
Humor
Kolumne
Presse
Gesundheitsrecht
Links
 

Zum Patientenportal

 
Schrift: Schrift grösser Schrift kleiner Als Email versenden Druckvorschau

 Das Portal für Ärztinnen und Ärzte

Tellmed richtet sich ausschliesslich an Mitglieder medizinischer und pharmazeutischer Berufe. Für Patienten und die Öffentlichkeit steht das Gesundheitsportal www.sprechzimmer.ch zur Verfügung.

 

Rect Top

Eine Huhn-oder-Ei-Frage?

Wie bekommt man am schnellsten einen Arzttermin? In den USA eine dringlichere Frage als bei uns. Eine Studie aus San Francisco sagt Ihnen, wie das geht.

Klaus Neftel
 

Die folgende Frage ist zwar kein Huhn-oder-Ei-Problem, sieht aber für die von den Zuwachsraten bedrängten Prämienzahler wie eines aus: „Bestimmt die an allen Enden wachsende Medizin, wie viel Geld in den Gesundheitstopf fliesst und wie es ausgegeben wird, oder bestimmen die finanziellen Möglichkeiten und das Abgeltungssystem, welche Medizin wir haben?“ Für die realen Schwierigkeiten um diese Frage herum gibt es eine ebenso beliebte wie hoffnungslose Lösung: Man schaffe die richtigen Anreize und eliminiere die falschen. Etwas mehr Markt wird dann alles Übrige schon wieder richten.

 

Sicher ist, dass viel oder wenig Markt immer etwas anrichtet – Gutes oder Schlechtes. Instruktiver als manche Empfehlung einer Kommission oder gar die Arena im Schweizer TV sind gut dokumentierte Studien, die nur einzelne Aspekte des Marktes, dafür aber präzise, beschreiben.

 

Eine Forschergruppe der University of California in San Francisco hat sich die Frage gestellt, wie gut der Zugang von Patienten zu niedergelassenen Dermatologen ist, wenn sie eine kosmetische Dienstleistung - eine Botox-Therapie - wünschen (1). Der Hintergrund sind die für unsere Verhältnisse relativ langen Wartezeiten bei Dermatologen in den USA, die typischerweise 3 bis 4 Wochen überschreiten, auch wenn es sich um dringliche Probleme handelt.

 

Die Untersucher haben sich bei 898 Dermatologen in 12 grossen US-Städten telefonisch als potentielle Patienten ausgegeben und um einen Termin für eine Botox-Behandlung gebeten. Sie hatten früher schon eine ähnliche Studie mit dem Konsultationsgrund „verdächtiger Naevus“ durchgeführt (2).

 

Der Vergleich beider Studien ergab ein klares Resultat: Für eine Botox-Spritze musste man im Durchschnitt 8 Tage auf einen Termin warten, für die Abklärung eines verdächtigen Naevus waren es dreieinhalb Wochen. Die Variabilität war gross: In Miami, wo offenbar die speditivsten Dermatologen arbeiten, gab es die Botox-Spritze innert 6 Tagen, die Naevuskontrolle aber auch schon nach 11 Tagen. In Boston musste der Träger des Naevus 9 Wochen warten, der an Falten Leidende jedoch lediglich 13 Tage. Die Anreize: Eine Botox-Behandlung kostet 400 bis 600 Dollar, die der Patient selbst und im Voraus bezahlen muss. Die Untersuchung des verdächtigen Naevus ergibt 50 bis 75 Dollar, die von der Versicherung bezahlt werden, oft nach längerer Wartezeit.

 

Für den Arzt sind beide Konsultationsgründe Routine. Für die Patienten ist der verdächtige Naevus alles andere. Aber über wen sollen sie sich empören? Sollten es die Ärzte sein, kommen drei Kategorien und Mischformen davon in Frage:

  • 1. Der Dermatologe, der sich vollständig auf Kosmetik beschränkt. Er vermindert zwar so, zumindest auf dem Papier, die dermatologischen Valenzen seiner Region, vermeidet aber für sich und seine Kundschaft den Konflikt.
  • 2. Derjenige, der beides anbietet und bei Nachfrageüberhang seine Zeit einteilen muss. In der Studie waren das 455 Ärzte (50.7%).
  • 3. Der fiktive Dermatologe, der dem Missstand mit den Wartezeiten abhelfen will, sich als notfallmässig zugängliche Anlaufstelle für verdächtige Naevi zu erkennen gibt und sich damit ins ökonomische Elend manövriert.

Wenn, wie zu erwarten, die zweite Kategorie weiter zunimmt, gäbe es eine unkonventionelle Lösung für die Naevusträger. Sie lassen sich eine Botox-Spritze machen und zeigen dem Dermatologen vor dem Verlassen der Praxis noch beiläufig den braunen Flecken, der in letzter Zeit grösser und etwas anders geworden sei, mit der Frage, was er dazu empfehle. Nur steigt der Selbstbehalt dann gegen 90%.

 

Wieder einmal gilt: Die Verhältnisse in den USA sind nun wirklich nicht dieselben wie bei uns. Aber glauben Sie nicht, dass die Botox-Injektionen auch für uns eine bedeutungsvolle „Stichprobe“ sind?

 

 

Referenzen

1. Resneck JS et al. Short wait times for for patients seeking cosmetic botulinum toxin appointments with dermatologists. J Am Acad Dermatol 2007;57:985-989

2. Tsang MW , Resneck JS: Even patients with changing moles face long dermatology appointment wait-times: a study of simulated patient calls to dermatologists. J Am Acad Dermatol 2006;55:54-58

Mediscope

30.04.2008 - dde

 
Adserver Footer
Rect Bottom
 

 Kolumne, in

 Zusammenarbeit mit

 

 

Fachportal Gastroenterologie:
Abklärung, Diagnose
Therapie, Prävention

Eisen-Fachportal:
Eisenmangel und Eisenmangelanämie
Sprechzimmer: Patientenratgeber
Sky right 1