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Zu wenig Haus- und Kinderärzte im Kanton Bern

Studie zeigt dringenden Handlungsbedarf auf. Zwei Jahre nach dem klaren Schweizer Volks-Ja zur medizinischen Grundversorgung spitzt sich die Lage auch im Kanton Bern weiter zu: Über 60 % der Hausärztinnen und Hausärzte stellen in den nächsten zehn Jahren ihre Praxistätigkeit altershalber ein. Ohne dringende Massnahmen drohen grosse Lücken in der medizinischen Grundversorgung. Alleine um den Status Quo im Kanton Bern halten zu können, müssten bis 2020 240 zusätzliche Hausärztinnen und Hausärzte ausgebildet werden.

Die am 1. April 2016 veröffentliche «Work Force Studie 2015» des universitären Zentrums für Hausarztmedizin beider Basel prognostiziert einen rasant steigenden Hausärztemangel in der Schweiz. Der Verein Berner Haus- und KinderärztInnen (VBHK) liess von den Studienautoren nun die spezifischen Daten für den Kanton Bern auswerten. „Die Resultate der Work Force Studie zeigen einen eindeutigen und dringenden Handlungsbedarf auch für den Kanton Bern auf“, so Monika Reber Feissli, Hausärztin und Präsidentin des VBHK.

 

240 Vollzeit-Hausärzte für den Kanton Bern gesucht

Wie in den anderen Regionen der Schweiz wird heute auch im Kanton Bern die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung zu einem beträchtlichen Teil von über 65-jährigen Hausärztinnen und Hausärzten sichergestellt. Sie übernehmen rund 15 % der gesamten hausärztlichen Leistungen. Knapp die Hälfte der befragten Berner Hausärztinnen und Hausärzte plant heute, über das Pensionsalter hinaus zu arbeiten. Dies meist, weil sie befürchten, für ihre Patientinnen und Patienten keine Nachfolgelösung zu finden. Drei Viertel der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer macht sich denn auch Sorgen um die eigene Praxisnachfolge.

Die Entwicklung der Altersverteilung der letzten zehn Jahre zeigt deutlich: Dem überalterten Hausärzte-Kollektiv fehlt der Nachwuchs. Der Kanton Bern braucht bis 2020 rund 240 zusätzliche Vollzeit-Hausärztinnen und Hausärzte – nur um den aktuellen Stand der Versorgung zu erhalten. Will man künftig die empfohlene Versorgung von einem Hausarzt pro 1000 Einwohner erreichen (OECD-Empfehlung), müssten gar 425 zusätzliche Hausärztinnen und Hausärzte ausgebildet werden. Für die Jahre 2025 und 2030 sehen die Zahlen noch kritischer aus.

Die Studienresultate für den Kanton Bern ähneln in vielen Bereichen jenen für die gesamte Schweiz. So ist auch im Kanton Bern die Arbeitszufriedenheit der Hausärztinnen und Hausärzte in den letzten zehn Jahren gestiegen.

Über 80 % bestätigen aber, dass in ihrer Region ein Hausarztmangel herrscht; betroffen sind vor allem das Berner Seeland, das Berner Jura und die Region Emmental-Oberaargau. Auch bei der Sorge um die Nachfolge ist vor allem das Berner Seeland betroffen. Die Studie verdeutlicht zudem Unterschiede von Stadt und Land; auf dem Land werden mehr Notfall- und Pikettdienste geleistet und Patienten in Alters- und Pflegeheimen von Hausärzten betreut. Der Trend weg von der Einzelpraxis hin zu Doppel- und Gemeinschaftspraxen bestätigte sich auch im Kanton Bern (17.6 % mehr Gruppenpraxen).

 

Eine Befragung der jungen Hausärztinnen und Hausärzte bestätigt diesen Trend: 86 % von ihnen möchten künftig in einer Gruppenpraxis tätig sein. Das optimale Arbeitspensum liegt nach Aussage der jungen Hausärzte bei 70 %. Die Modellrechnungen der Work Force Studie zeigen auf, dass dieser Trend zur Teilzeiterwerbstätigkeit die Versorgungslage zusätzlich verschärfen wird, denn um die Arbeitsleistung eines heute praktizierenden Hausarztes zu ersetzen werden künftig rund 1.8 Hausärztinnen und Hausärzte nötig sein.

 

Hausarztbericht zeigt zu wenig Wirkung

Der 2011 vom Regierungsrat vorgelegte Bericht zur Hausarztmedizin im Kanton Bern zeigte relevante Handlungsfelder für die Bekämpfung des Hausarztmangels auf – passiert ist seither zu wenig. Die Work Force Studie 2015 macht deutlich, dass der Kanton Bern auf eine massive Unterversorgung vor allem ländlicher Regionen zusteuert, dass nach wie vor zu wenig Hausärztinnen und Hausärzte ausgebildet werden und dass die Sorge um die Nachfolgeregelung weiter zugenommen hat.

 

Dringende Massnahmen sind notwendig

Gemeinsam mit der Politik fordert der VBHK jetzt dringende Massnahmen. Monika Reber: „Wir sehen in drei Bereichen dringenden Handlungsbedarf: Erstens müssen wir im Kanton Bern die Studienplätze in der Medizin erhöhen. Als grosser Universitätskanton trägt der Kanton Bern hier eine besondere Verantwortung. Zweitens braucht es einen weiteren Ausbau der hausarztspezifischen Aus- und Weiterbildung mit einem engen Bezug zur hausärztlichen Praxistätigkeit.

Nur so können wir künftig 50 % der Studierenden für die Hausarztmedizin begeistern, aktuell sind es nur rund 20 %. Und drittens muss das Berufsbild attraktiver werden“.

 

Konkret sollen gemäss Reber die finanzielle Abgeltung der Grundversorger verbessert und attraktive Praxis- und Arbeitsmodelle gefördert werden. Zudem müssen die Möglichkeiten für so genannte Praxisassistenzen ausgebaut werden, damit die junge Ärztinnen und Ärzte ihre Assistenzzeit nicht nur im Spital sondern auch in der Hausarztpraxis absolvieren können. Ergänzend brauche es auch vermehrte interprofessionelle Zusammenarbeit. So sollen medizinische Praxisassistentinnen oder Pflegefachpersonen mehr Kompetenzen erhalten. Es gelte, zielorientiert neue und effiziente Formen der Zusammenarbeit in der ambulanten Grundversorgung zu fördern.

 

Der VEREIN BERNER HAUS- UND KINDERÄRZTiNNEN (VBHK) ist der Zusammenschluss aller Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte im Kanton Bern. Mit seinen über 800 Mitgliedern kämpft er gegen den Hausarztmangel. Er setzt sich für eine qualitativ hochstehende medizinische Grundversorgung im ganzen Kanton Bern ein und engagiert sich für eine Gesundheitspolitik mit Weitblick. Der VBHK ist Teil des Berufsverbands Hausärzte Schweiz und der Ärztegesellschaft des Kantons Bern. Er gehörte auch zu den Hauptträgern der erfolgreichen eidgenössischen Volksinitiative „JA zur Hausarztmedizin“.

 

Quelle: Medienmitteilung VBHK



14.06.2016 - fgr

 
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